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Streaming-Tipps zum 50. Todestag von Igor Strawinsky

Von Argerich bis Zeichentrick

Mit Igor Strawinsky auf Entdeckungsreise im Internet.

vonJakob Buhre,

In diversen Konzertprogrammen hätte man ihn dieser Tage gewürdigt, den russischen Komponisten Igor Strawinsky, der vor genau fünfzig Jahren in New York verstarb. Doch nach wie vor sind Konzerthallen und Bühnen geschlossen, weshalb sich Strawinskys Werke und Wirken in diesen Tagen vor allem im Internet erleben lässt.

Hier ist die Auswahl allerdings besonders groß, unter anderem weil Strawinsky, 1882 in Russland geboren, die Einführung von Film und Fernsehen nicht nur erlebte, sondern auch selbst viele Male mit Kamera aufgenommen wurde.

concerti hat sich im Netz etwas genauer umgeschaut, präsentiert an dieser Stelle besondere Fundstücke und gibt Tipps zu anstehenden Live-Streams:

1 Dokumentarfilm: Once at a Border
Mit 2 Stunden 45 Minuten ist „Once at a Border“ von 1982 das wohl umfangreichste Film-Portrait von Igor Strawinsky, entstanden anlässlich seines 100. Geburtstags. Regie führte der Engländer Tony Palmer, der zahlreiche andere Musik-Dokumentationen fürs Fernsehen realisierte und auch Opern inszenierte, u.a. in Zürich, St. Petersburg und Karlsruhe. Viele Zeitzeugen kommen zu Wort, ebenso Strawinskys Kinder und der Komponist selbst. In Kombination mit Ausschnitten wichtiger Aufführungen ergibt sich ein fundierter Einblick in sein Schaffen und seine Ideen. Youtube bietet hier auch deutsche Untertitel an, die zwar automatisiert erstellt, aber durchaus verständlich sind.
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2 Bernstein gratuliert Strawinsky
Genau 53 Mal dirigierte Leonard Bernstein das sogenannte „Young People’s Concert“ und verschaffte damit der Familienkonzert-Reihe der New Yorker Philharmoniker, die auch im Fernsehen übertragen wurde, große Popularität. Am 26. März 1962 gratulierte er hier Igor Strawinsky zum bevorstehenden 80. Geburtstag mit einer unterhaltsamen Werkeinführung und bedachte ihn mit dem Superlativ „The greatest composer in the world today“.
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3 Strawinsky dirigiert den „Feuervogel“
Im September 1965 gastierte Strawinsky in London, wo er mit dem Philharmonia Orchestra seine Ballettmusik „Der Feuervogel“ aufführte. Das Publikum in der Royal Festival Hall soll anschließend so ausgiebig applaudiert haben, dass Strawinsky zum Schluss mit Mantel auf die Bühne trat, um die Beifallsstürme zu beenden.
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4 Interview mit Robert Craft
Robert Craft war mehr als zwanzig Jahre Assistent von Igor Strawinsky. Als Dirigent nahm er viele seiner Werke auf, er arbeitete mit Strawinsky an Libretti und veröffentlichte mit ihm mehrere Bücher über seine Musik. In diesem halbstündigen TV-Beitrag des US-Senders NBC von 1957 ist Strawinsky zunächst am Klavier zu sehen, bevor er mit Craft über den Schaffensprozess spricht, über seinen Lehrer Nikolai Rimski-Korsakow und die Zusammenarbeit mit dem Gründer der Balletts Russes Sergei Djagilew.
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5 Strawinsky in Hamburg
Zwischen 1958 und 1965 war Strawinsky mehrmals in Hamburg zu Gast, wo er mit dem Chor und Orchester des NDR neue Werke aufführte und zum 80. Geburtstag auch ans Dirigentenpult der Staatsoper trat. Der NDR beleuchtet in einer Chronik die Beziehung des Komponisten zur Hansestadt. Im Film zu sehen ist auch ein Senatsempfang im Hamburger Rathaus, bei dem Strawinsky seine Dankesrede auf Deutsch vorträgt.
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6 Strawinsky und Dinosaurier
Als die Walt Disney Studios im Jahr 1940 den Zeichentrickfilm „Fantasia“ auf die Leinwand brachten, war darin neben Beethoven, Bach und Schubert auch Strawinsky zu hören. Die Verwendung der Ballettmusik „Le Sacre du Printemps“ als Soundtrack zur Entstehung der Erde ist heute ein Klassiker der Filmgeschichte.
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7 George Balanchines Apollon
1928 schuf Strawinsky das Ballett „Apollon musagète“, gemeinsam mit dem Choreografen George Balanchine, welcher später das New York City Ballet gründete. Zu Balanchines Ensemble gehörte auch der Solist Jacques d’Amboise, der in dieser Aufzeichnung des kanadischen Fernsehens von 1960 als Apollon zu sehen ist.
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8 Bolschoi Ballett: Petruschka
Im Jahr 1993 entstand in Moskau diese Aufnahme des Balletts „Petruschka“, allerdings nicht auf der Bühne des Bolschoi-Theaters, sondern in den Studios von Mosfilm unter der Regie von Andris Liepa.
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9 Pina Bausch im Senegal
Neben vielen Konzerten und Opernaufführungen fiel 2020 auch ein sehr ambitioniertes Ballett-Projekt der Coronakrise zum Opfer. Für die Wiederauflage einer Pina Bausch-Choreografie von Strawinskys „Le sacre du printemps“ wurde ein Ensemble aus afrikanischen Tänzerinnen und Tänzern zusammengestellt, welches im Senegal die Choreografie einstudierte, um sie dort und später in europäischen Städten aufzuführen. Das Video zeigt lediglich die Probenarbeit, eine komplette Generalprobe wurde ebenso gefilmt, ist derzeit im Internet aber nicht verfügbar. Hintergründe zu diesem spannenden Projekt finden sich auf tanzweb.org
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10 Ensemble in Isolation
Das Schweizer Ensemble Symphonique Neuchâtel hat zum Frühlingsanfang 2021 eine eindrucksvolle Video-Interpretation des „Danse Sacrale“ aus „Le sacre du printemps“ ins Netz gestellt: Der Dirigent Victorien Vanoosten und die Orchestermusiker wurden einzeln in einer eigens konstruierten „Lichtkapsel“ aufgenommen, wo ein spezieller Sensor die gespielte Musik in Lichteffekte umwandelte. Anschließend wurden die Aufnahmen in aufwendiger Feinarbeit zusammenmontiert.
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11 Strawinsky als Homeschooling
Ralf Beiderwieden ist Musiklehrer in Oldenburg und hat in der Corona-Zeit eine 30-minütige Analyse von Strawinskys Drei Stücken für Streichquartett als Video aufgenommen. Das ist nicht nur interessant, weil Beiderwieden die Komposition in Strawinskys Biografie und Gesamtwerk einordnet, sondern auch, weil er zwischendurch selbst zur Geige und zum Cello greift.
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12 Strawinsky im Podcast
Der Verlag Boosey & Hawkes hat anlässlich des 50. Todestags einen Podcast in englischer Sprache veröffentlicht. In den fünf Folgen geht es unter anderem um wichtige biografische Stationen, Strawinskys Nachwirken in die heutige Zeit, seine Arbeit für Ballett und Oper und die Rolle von Mythos und Glauben in Strawinskys Werken.
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13 Strawinsky im Zoo
Eine seiner vielen Reisen führte den Komponisten 1961 nach Australien. Aus Sydney stammen diese Aufnahmen von Strawinskys Besuch im Taronga Zoo, wo er auch einen Koala-Bären streicheln konnte.
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14 Le sacre“ zu vier Händen
Wenige Tage bevor Strawinsky 1913 in Paris seine Ballettmusik „Le sacre du printemps“ mit Orchester zur Uraufführung brachte, stellte er das Werk in privatem Kreis vor – gemeinsam mit Claude Debussy an zwei Klavieren. Eben jene Fassung präsentierten 2014 Martha Argerich und Daniel Barenboim in der Berliner Philharmonie.
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15 Strawinsky goes Jazz-Rock
1970 widmete sich ein japanisches Ensemble um den Jazz-Schlagzeuger Takeshi Inomata den Ballettmusiken „Petruschka“ und „Le sacre du printemps“. Im Handel längst vergriffen, lässt sich diese Fusion-Jazz-Aufnahme zumindest auf Youtube anhören.
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Tipps für Livestreams zum 50. Todestag von Igor Strawinsky:

Ab 6. April überträgt der NDR insgesamt 5 Konzerte im Internet, u.a. vom NDR Chor, dem Elphilharmonie Orchester und der NDR BigBand.
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Am 6. April um 20:15 Uhr präsentiert das Kölner Gürzenich Orchester ein Konzert u.a. mit den Bläsersinfonien und dem Capriccio für Klavier und Orchester.
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Deutschlandfunk Kultur sendet am 6. April um 20:03 ein Konzert von Solisten des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, bei welchem auch Strawinskys Oktett für Bläser auf dem Programm steht.
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Das Badische Staatstheater zeigt am 17. April eine neue Choreografie des „Feuervogel“ als Online-Premiere, begleitet von der Badischen Staatskappelle.
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Das Hallé-Orchester aus Manchester überträgt am 29. April eine Aufführung von Strawinskys Musiktheater „Die Geschichte vom Soldaten“ im Internet. Tickets sind für £14 erhältlich.
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