Rezensionen
Aktuelle Neuerscheinungen aus Klassik und Oper – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion.
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Buchrezension – Veerkamp & Verstegen: Bär ist nicht allein
Pianobär auf der Flucht
Das Bilderbuch „Bär ist nicht allein“ erzählt von der Kraftanstrengung des Musizierens.
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Rezension Antonello Manacorda – Beethoven Sinfonien
Homogener Zyklus
Gekonnt vermitteln Antonello Manacorda und die Kammerakademie Potsdam die Wucht in Beethovens Sinfonien.
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Rezension Matthias Hermann – Lachenmann: My Melodies
Spannende Dialektik
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Dirigent Matthias Hermann setzen Helmut Lachenmanns „My Melodies“ kongenial um.
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Buchrezension – Michaela Fridrich: Pi-hsien Chen
Unter dem Radar
Michaela Fridrich zeichnet das Porträt der Ausnahmepianistin Pi-hsien Chen.
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CD-Rezension François Leleux
Oboe goes Oper
Alle klanglichen und technischen Möglichkeiten seines Instruments, vom Barock bis zur Spätromantik, präsentiert der französische Oboist François Leleux in dieser Sammlung.
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CD-Rezension Erwin Schrott
Keine Klischees
Klischees sind bekanntlich dazu da, widerlegt zu werden. Da macht auch Erwin Schrott keine Ausnahme. Bei einem lateinamerikanischen Sänger – und noch dazu einem gut aussehenden – erwartet man quasi, dass seine Bühnenfiguren vor Feuer und Leidenschaft brennen. Doch der Uruguayer agiert eher mit Pathos als mit Passion, auch fehlt…
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CD-Rezension Mariss Jansons ✝
Jansons Feuer
Da ist gleich diese glühende Live-Atmosphäre spürbar, sodass einen das dirigentische Feuer des Mariss Jansons selbst vor den heimischen Lautsprechern umfängt. Der Lette dirigiert seinen im Münchner Herkules-Saal mitgeschnittenen Brahms mit einer aufregenden Frische und berückenden Schönheit. Über ganz lange Bögen baut er eine vibrierende Hochspannung auf. Und die Lebendigkeit…
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CD-REZENSION BO SKOVHUS
Manierierter Mahler
Zwar sind die beiden Mahler-Gedenkjahre längst vorbei, doch gerade bei den Sängern reißen Recitals mit seinen Vokalwerken nicht ab. Bo Skovhus kommt jetzt mit einem bereits 2008 eingespielten Programm auf den Markt, das neben etlichen Stücken aus Des Knaben Wunderhorn die fünf Rückert-Lieder und den Abschied aus dem Lied von…
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CD-REZENSION MAGDALENA KOŽENÁ
Liebe und Verlangen
Erst im Januar war Magdalena Kožená in der Berliner Philharmonie mit drei fast zeitgleich entstandenen Liederzyklen zu hören, und schon jetzt erscheint der Mitschnitt dieser Konzerte auf CD. Eröffnet wird das Programm mit einem Heimspiel für die Mezzosopranistin: Die Biblischen Lieder op. 90 ihres Landsmannes Dvořák gelingen ihr durch und durch überzeugend,…
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CD-Rezension Ian Bostridge
Vereint im Verzeihen
Von der drastischen Schilderung der Schrecken des Krieges, über die ironische Distanzierung von Gevatter Tod als Kumpel des Soldaten, bis zu Tönen des Trostes und der Hoffnung auf ewige Ruhe und Erlösung reicht Brittens so vielschichtige Musik der Erinnerung, des Gedenkens und der Warnung. Eine gültige Interpretation des War Requiem…
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CD-Rezension Ekaterina Derzhavina
Russischer Brahms
Der russische Komponist und Pianist Nikolai Medtner wurde als „russischer Brahms“ bezeichnet, er selbst nannte sich einen „Schüler Beethovens“. Seine spätromantische Musiksprache fasste er in klassische Formen. Medtner ist zurückhaltender bei virtuosen Zaubertricks und emotionellen Sturmfluten als der mit ihm befreundete Sergej Rachmaninow. Seine Musik wirkt geerdeter und hat gleichzeitig…
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CD-REZENSION SIMON RATTLE
Auflösungsprozesse
In dieser Rekonstruktion des Finalsatzes der Neunten Sinfonie befinde sich mehr Bruckner als in Mozarts Requiem, stellte Simon Rattle anlässlich seiner Aufführungen der ergänzten letzten Sinfonie des Spätromantikers fest. Von den 653 Takten des durch „musikforensische“ Methoden eines Forscher-Quartetts ausgearbeiteten Schluss-Satzes seien lediglich 96 Takte von den Herausgebern hinzugefügt wurde.…
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CD-Rezension David Greilsammer
Außergewöhnliche Begegnungen
Vier Gespräche zwischen Barock und Gegenwart, von den frühbarocken Tänzen eines Orlando Gibbons bis zum 1982 geborenen Matan Porat, der sich mit Whaam! auf ein Bild Roy Lichtensteins bezieht. Geht das? Ja. Denn der Pianist David Greilsammer nimmt den Hörer mit auf eine aufregende Entdeckungsreise. Wenn er ein unendliches Dahinfließen…
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CD-Rezension Capella de la Torre
Musikalischer Stadtrundgang
Wein und Musik erfreuen das Herz – das Motto dieser CD übernahm die Capella de la Torre einem Nürnberger Musikdruck aus dem Jahre 1537. Um dann geistliche Musik u.a. aus dieser Sammlung mit weltlichen Werken der Renaissance zu kombinieren. So entsteht in einem virtuellen Rundgang von der Burg über…
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CD-Rezension Freiburger BarockConsort
Ohrenschmaus
Rauschende Feste, Ballette und Faschingsfeiern im Wien des 17. Jahrhunderts stellt diese hinreißend lebendige CD des Freiburger BarockConsorts vor Augen. Eine Welt voller Kontraste und Farben: Ausgelassen tänzerische Musik stößt unvermittelt auf Lamenti, Schlachtenmusik wird abgelöst von höfischem Zeremoniell, das wiederum von volkstümlichen Tönen verdrängt wird. Den zehn Alte-Musik-Spezialisten des…
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CD-REZENSION JULES MASSENET
Nicht nur Vokales
Jules Massenet kennen die meisten nur als Opernkomponisten – soweit sie ihn überhaupt kennen. Doch hat der vor 100 Jahren in Paris Verstorbene neben Vokalem wie Manon, Thais oder Werther auch Instrumentalwerke geschrieben. Besonders das Klavier wurde von ihm mit Solostücken und einem höchst effektvollen Konzert bedacht. Dieser Teil von Massenets Schaffen erklingt (von…
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CD-Rezension Joyce DiDonato
Modern und trotzdem sanglich
Amerikanische Komponisten zeigen den europäischen Gralshüter der zeitgenössischen Musik immer wieder, wie man’s macht, um erfolgreich vor vollen Häusern gespielt zu werden. Auch wenn die Kollegen auf dieser Seite des Atlantiks natürlich die Nase über diese – in ihren Ohren – Anbiederung an den Publikumsgeschmack rümpfen. Dead man walking von Jake…
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CD-REZENSION ALTE MEISTER
Orgel-Entdeckung
Dynamisch und farbenfroh, mit hemmungslosen Registrierungen, Crescendi und Tempowechseln: So klingt barocke Orgelmusik von Strungk bis Kerll, wie sie der legendäre Organist und Thomaskantor Karl Straube vor gut 100 Jahren für „seine“ Sauer-Orgel einrichtete und publizierte. Dem Berliner Domorganisten Andreas Sieling steht genau das richtige Instrument dafür zu Verfügung, diese…
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CD-Rezension Thomanerchor Leipzig
Zum Geburtstag
Johann Sebastian Bachs Musik steht im Zentrum dieser Jubiläums-Edition zur 800-Jahr-Feier der Thomaner.
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CD-REZENSION CHRISTIAN POLTÉRA
Schweizer Dreierpack
Allein die ergreifend schöne Passacaglia im Cellokonzert von Frank Martin (1965) lohnt die Anschaffung; das filigrane, transparente Orchesterkolorit und die entfernten Jazzanklänge machen dieses Stück vollends unwiderstehlich. Auf gleicher Höhe bewegt sich Honeggers nobles, angelsächsisch angehauchtes Konzert (1929); nicht zufällig hat es Rostropowitsch gleich dreimal aufgenommen. Schoecks Werk für Cello…
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CD-REZENSION CHRISTOPHE ROUSSET
Ausdruckskunst
Unter dem Titel Harmonia Sacra vereint Christophe Rousset eine Auswahl von Purcells wenig bekannten Andachtsmusiken. Der britische Barockmeister vertont hier geistliche Texte von Dichtern seiner Zeit und zieht dabei alle Register seiner großen Ausdruckskunst. Ihre Palette reicht von der düsteren Verzweiflung der Jungfrau Maria über zärtliche Momente bis zum geradezu ekstatischen…
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CD-REZENSION DAVID ZINMAN
Schlanker Schubert
Nach seinem viel gelobten Mahler-Zyklus mit dem Tonhalle Orchester Zürich widmet sich David Zinman nun den Sinfonien von Franz Schubert. Und auch da findet der amerikanische Maestro einen ganz eigenen Weg. Das berühmte Cellothema im ersten Satz der „Unvollendeten“ schwingt geradezu tänzerisch; auch der zweite Satz strömt flüssig und leicht.…
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CD-Rezension Jan Lisiecki
Ernsthafte Leichtigkeit
Er ist 17 Jahre jung und spielt seinen Mozart mit unprätentiöser Selbstverständlichkeit: Jan Lisiecki, sein Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon ist noch frisch, legt sein Debüt-Album vor. Der polnisch-kanadische Pianist fühlt sich tief ein und erschließt sich die Klavierkonzerte Nr. 20 und 21 mit ehrlicher, ja ernsthafter Leichtigkeit. Ohne falsche…
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CD-Rezension Martin Grubinger
Janusköpfig
Martin Grubingers Interpretation ist ein weiterer Indiz für die Zweideutigkeit der Neuen Musik