Rezensionen
Aktuelle Neuerscheinungen aus Klassik und Oper – ausgewählt und bewertet von der concerti-Redaktion.
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Rezension Katharina Konradi & Catriona Morison – Echoes
Überraschungsjuwelen
In Duetten deutscher und französischer Herkunft wissen die Sängerinnen Katharina Konradi und Catriona Morison glanzvoll zu begeistern.
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Rezension Else Ensemble – Werke von Senfter
Der Tradition verpflichtet
Das Else Ensemble hat die aus der Zeit gefallene Kammermusik der Reger-Schülerin Johanna Senfter ausgegraben.
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Buchrezension – Hanka Meves: Die Komponistin von Köln
Porträt einer vergessenen Pionierin
Hanka Meves verfolgt in ihrem historischen Roman „Die Komponistin von Köln“ den künstlerischen Werdegang der Komponistin Maria Herz.
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Rezension Mari Kodama – Werke von Mozart & Poulenc
Stelldichein
Mari Kodama hat sich mit ihrer Schwester Momo Kodama, Tochter Karin Kei und Ehemann Kent Nagano zum gemeinsamen Mozart-Spiel getroffen.
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CD-Rezension Rachel Podger
Bach intim
Ruhe und Gelassenheit sind nicht selten die besten Ratgeber für eine wunderbare Balance zwischen Solist und Ensemble. Mag sein, dass da die walisische Kleinstadt Brecon, wo Rachel Podger seit 2006 ihr eigenes kleines Barock-Festival veranstaltet und auch „ihr“ Ensemble Brecon Baroque gegründet hat, eine geradezu ideale Basis bietet – und…
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Brahms light
Ja, auch Adolf Busch, der 1952 in Vermont verstorbene große Geiger und Antifaschist, hat heimlich komponiert. Hausmusik, wie er sagte, leichte Kost, die gleichwohl die Einflüsse von Beethoven, Brahms und Reger offenlegt. Jedes Stück von ihm (es gibt schon einige auf CD) ist kammermusikalisch wunderbar erfunden, sehr anspruchsvoll, aber immer…
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CD-Rezension Marlis Petersen, Werner Güra
Vorwiegend heiter
Nicht den Schmerzensmann der Winterreise, sondern den launigen Komponisten der Schubertiaden präsentiert die CD Licht und Liebe. Neben dem gleichnamigen Duett sind hier Lieder und Stücke für Vokalensemble versammelt, die vorwiegend den humorvollen Schubert zeigen. Etwa die kleine dramatische Szene Der Hochzeitsbraten, die Karikatur einer Jagdszene. Die Sänger Marlis Petersen,…
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CD-REZENSION TRIO CON BRIO COPENHAGEN
Psychedelisch oder dekadent
Per Nørgårds Spell (1973) bezeichnet eine seiner vielen, bis heute nicht angemessen rezipierten Musikrevolutionen. Man kann dieses Klaviertrio auch diesseits jeder Theorie als improvisatorische, psychedelisch flutende Klangfantasie hören. Es entstand gleichzeitig mit der vom New Age inspirierten 3. Symphonie. Seine jüngeren Landsleute haben es da schwer: Bent Sørensen gefällt durch…
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CD-Rezension Jan Vogler
Lohnendes Warten
Mit knapp 50 Jahren hat der Cellist Jan Vogler endlich Bachs berühmte Suiten aufgenommen. Vergangenen Dezember spielte er sie im Studio in New York ein. Die Zeit war reif, fand er, auch, weil ihm mittlerweile ein Stradivari-Cello aus der Bach-Zeit zur Verfügung steht. Ein „magisches Instrument“ sei dies, so Vogler.…
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CD-Rezension Ian Bostridge – Britten: Songs
Perfektes Beispiel
Pure tenorale Stimmbesitzer widerlegen mitunter die Tatsache, dass das Singen und das Denken gar zwingend zusammengehören. Ian Bostridge aber beweist, wie grundlegend diese Synthese ist: Er ist das perfekte lebende Beispiel eines Künstlers, dessen Intellekt dem Gesang seine tiefsten Dimensionen erschließt. Die an Fischer-Dieskau geschulte Textbehandlung, das Nachforschen einer jeden…
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CD-Rezension Arcadi Volodos
Der Virtuose als Klangmaler
Mit Mompou hätte wohl niemand bei Volodos gerechnet. Seine bisherigen sieben Aufnahmen waren ganz dem romantischen Virtuosenrepertoire gewidmet, auch wenn er bei diesem nicht nur seine enorme technische Überlegenheit ausspielte, sondern stets auch für raffinierte Klangfarben sorgte. Diese sich in den letzten Jahren noch verstärkende Liebe zur Detailmalerei brachte ihn…
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CD-Rezension Nigel Kennedy – Recital
Entspanntes Bach-„Recital“
Vergessen wir einfach mal die übliche Kennedy-Verpackung: all das Gerede vom unorthodoxen Violinvirtuosen und Enfant terrible der Klassikszene, von der doch schon arg gelichteten Punkerfrisur oder seinen verbalen Ejakulationen. Dann ist diese Hommage an die Vorbilder seiner Jugend wie Stéphane Grappelli, Yehudi Menuhin oder Fats Waller ein gelungener und ziemlich…
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Lautenpracht
Nur das Beste war gut genug für Versailles: Der Hof von „Sonnenkönig“ Louis XIV. zog die talentiertesten Musiker der Zeit an, darunter auch den aus Portugal stammenden Robert de Visée. Er schaffte es bis zur Position eines königlichen Gitarrenlehrers. Visées Musik für Laute lässt sich nun auf der neuen CD…
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CD-Rezension Sylvia Schwartz
Spanien zahm
Während in Zentraleuropa während der Klassik und Romantik das Kunstlied eine Hochblüte erlebte, fiel die spanische Musik in einen Dornröschenschlaf. Das änderte sich erst am Vorabend der Moderne, als im Zuge der musikalischen Nationalismen spanische Komponisten die heimische Folklore als Impuls für originelle Werke nutzten. Einiges aus diesem Repertoire versammelt…
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CD-Rezension Alan Curtis
Aus alt mach neu
Als ob er nicht schon genügend Opern geschrieben hätte, stellte Händel im Laufe seiner Karriere auch einige Pasticci zusammen, in denen er zu einem neuen Libretto Musik aus früheren Werken wiederverwertete. Ein solches Pasticcio ist der 1739 uraufgeführte Giove in Argo, den Alan Curtis jetzt mit seinem Complesso Barocco und…
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CD-Rezension Doric String Quartet
Zu schade fürs Sofa
Es gibt Werke, die hört man ausschließlich auf dem heimischen Sofa, präsentiert von der eigenen Stereoanlage. Das Concerto für Violine, Klavier und Streichquartett von Ernest Chausson ist so eines. Aber damit muss der französische Komponist, der im Alter von nur 44 Jahren nach einem Fahrradunfall starb, gerechnet haben. Die Besetzung…
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CD-Rezension Jan Lisiecki
Aussagekräftiger Chopin
Er wirkt wie der ganz normale, nette Teenager von nebenan, ist bei seinen Auftritten freundlich, entspannt und locker. Sobald der gerade mal 18-jährige kanadische Pianist Jan Lisiecki aber in die Tasten greift, merkt man, um was für ein Ausnahmetalent es sich hier handelt. Das belegt auch seine aktuelle CD, bei…
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CD-Rezension René Jacobs
Meisterwerk in meisterhaften Händen
Was wurde Pergolesi nicht schon alles zugeschrieben! Angesichts der wenigen überlieferten Werke des Komponisten gab es immer wieder Versuche, sein Oeuvre zu erweitern. Dieses Mal jedoch deutet alles darauf hin, dass wir es tatsächlich mit einem «neuen» Pergolesi zu tun haben. Wie schon so oft erweist sich René Jacobs einmal…
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CD-Rezension Stella Doufexis
Mit viel Gefühl
Die französische Vokalmusik der Romantik und des Impressionismus erfordert zuweilen eine besondere Leichtigkeit, ja etwas Schwebendes und Geheimnisvolles im Ausdruck. Für den verträumten, schmachtenden Zyklus Les nuits d’été von Hector Berlioz erweist sich die deutsch-griechische Mezzosopranistin Stella Doufexis, die von Dietrich Fischer-Dieskau und Aribert Reimann ausgebildet wurde, mit ihrer schlanken,…
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CD-Rezension Simon Rattle
Strawinskys Facetten
Skandalös war das Sujet von Strawinskys Sacre (Frühlingsopfer). Bei der Uraufführung am 29. Mai 1913 in Paris gab es Tumulte. Ein Mädchen soll geopfert werden, um einen Gott günstig zu stimmen. So ging’s zu im heidnischen Russland. Den Todestanz des Mädchens hat Strawinsky mit brutal und gnadenlos hämmernden Rhythmen musikalisch umgesetzt.…
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CD-Rezension Ian Bostridge
Bach’sche Barockoper
Der Mann hat eine Klasse für sich. Ian Bostridge als Evangelist ist ein kühner Chronist. Sein einzigartiges Tenor-Timbre hat gleißende Sinnlichkeit. Und sein Bericht von Jesu Leidensweg gewinnt, auch wenn er mitunter die Grenze zum Manierismus streift, maximale theatralische Intensität. Ein Ereignis. Die vorzügliche Textbehandlung verbindet Bostridge mit der superben…
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CD-Rezension Jeffrey Tate
Apollinischer Dionysos
Wie soll man Wagner dirigieren? Mit dem Kopf oder mit dem Bauch? Mit dem klaren Sinn für das rechte Maß, transparent aufgefächert und mit flüssig flotten Tempi? Oder doch mit schwelgerischem Mischklang, sehnsuchtsvollen Ritardandi und einer gehörigen Prise Pathos? Jeffrey Tate hat einst den Jahrhundert-Ring von Chéreau musikalisch vorbereitet, in…
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CD-Rezension Christian Thielemann
Zu Recht vergessen
Werke von Busoni, Reger und Pfitzner gespielt von der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Christian Thielemann, am Klavier ist Tzimon Barto zu hören
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CD-Rezension Niu Niu
Jugend musiziert
Welcher Teufel hat Niu Niu respektive seine Product-Manager hier bloß geritten? Das fragt man sich, wenn man den während der Aufnahmen zur CD erst 14-Jährigen bei Isoldes Liebestod in Franz Liszts Klaviertranskription hört. Liszts Übertragungen von Opernhits seiner Zeit auf die Tasten übersteigern das Original oft rauschhaft und ekstatisch. Hier…