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Igor Levit spielt „The People United Will Never Be Defeated“

Wer ist das Volk?

Das Tanzfestival Bregenzer Frühling findet seinen fulminanten Abschluss in der Uraufführung einer Choreografie von Richard Siegal mit Igor Levit am Klavier.

vonMaximilian Theiss,

Wenn eine ganze Compagnie zur Musik eines Pianisten tanzt, dann herrscht meistens Probenatmosphäre: Vor Publikum leistet man sich ein Orchester oder zumindest ein Ensemble, während der Repetitor am Klavier allein zum Einstudieren der Tanzschritte benötigt wird. Nicht so bei Richard Siegals „The People United“. Die Uraufführung der Choreografie mit Igor Levit am Klavier markiert zugleich den Abschluss des Bregenzer Frühlings, bei dem damit zum ersten Mal in seiner 37-jährigen Geschichte eine Weltpremiere stattfindet.

Vier Compagnien von Weltrang standen bislang bei diesem Festival auf der Bühne – aus Frankreich, Israel, den Niederlanden und Deutschland – und führten das Publikum mit ausdrucksstarken Performances im Bregenzer Festspielhaus in die vielfältige und epische Welt des Tanzes. Das Festivalprogramm war ein intensives Zusammenspiel aus ikonischen Stücken und neuen Kreationen, darunter die österreichische Erstaufführung von Fouad Boussoufs „Fêu“ oder „Into the Hairy“, die neueste Kreation der israelischen Choreografin Sharon Eyal für die französische L-E-V Dance Company.

Revolutionsmusik

Und nun also „The People United“. Für die von Siegal und Levit konzipierte Aufführung haben die Künstler die solidarische Polyfonie von Frederic Rzewski „The People United Will Never Be Defeated“ in den Mittelpunkt gerückt. Es wird ein Tanz- und Live-Musik-Abend, der die Freiheit und den Widerstandsgeist einer ganzen Gesellschaft sowie den Kampf für eine gerechtere Zukunft feiert. Rund eine Stunde dauert der Zyklus mit 36 Klaviervariationen, für den sich Rzewski von der gleichnamigen Revolutionshymne aus der Feder des chilenischen Komponisten und Pianisten Sergio Ortega inspirieren ließ. Das Stück ist nicht nur für den Klaviersolisten ein gewaltiger Kraftakt, sondern – davon ist Igor Levit überzeugt – zwingt die Zuhörenden auch zur Stellungnahme. Im Umkehrschluss heißt es, dass das Werk auch Fragen aufwerfen wird, etwa dahingehend, ob Einheit ohne Spaltung existieren kann oder was überhaupt ein Volk ist.

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