Ein Mann, eine Frau und eine schmerzliche Reise in die Vergangenheit, die ihr beiderseitiges Verhältnis zueinander in ein ständig wechselndes Licht stellt – Péter Eötvös’ Einakter „Senza Sangue“ („Ohne Blut“) lehnt sich in Inhalt und Form an Béla Bartóks Oper „Herzog Blaubarts Burg“ an und wurde in den Jahren 2014 und 2015 für eine Doppelaufführung komponiert.
Bei Eötvös trifft eine Frau nach Jahrzehnten den letzten jener drei Männer wieder, die im Bürgerkrieg einst ihre Familie ermordeten. Während sie an den ersten beiden bereits Rache geübt hat, sucht sie mit Tito, der sie einst verschonte, das Gespräch. Weniger ambivalent zeichnet Bartók knapp hundert Jahre früher seinen Herzog Blaubart. Der führt seine neue Gemahlin erstmals in sein schauerliches Domizil mit sieben verschlossenen Türen. Judith besteht darauf, die Türen zu öffnen, und bringt im doppelten Wortsinn Licht ins Dunkel. Während Helligkeit in die Burghalle strömt, lüftet sich das Rätsel um die blutige Vergangenheit Blaubarts. Die Kammern der Burg führen auf der Suche nach Wahrheit in die Abgründe der menschlichen Seele. (SI)