Wer von Christian Thielemanns Wiener Beethovenzyklus eine fulminante Huldigung an den Schönklang erwartet, wird nicht enttäuscht und dennoch überrascht. Denn der von den Philharmonikern verehrte Meister rauschender Wagner- und Strauss-Orgien bringt eben nie nur Beethovens brillante Oberfläche zum Klingen, er dringt in die Tiefe dieses Kosmos vor. Da sorgt die furios fetzige Kontrabassgruppe immer wieder für erdige Grundierung und rhythmisch geschärfte Impulse „von unten“. Da setzt Thielemann auf Phrasierungsprägnanz und improvisatorisch anmutende Stauungen und Steigerungen des Tempos. Mit seinen lustvoll ausgekosteten, dynamisch variablen Spannungszügen weist er zwar auf Bruckner voraus, weiß indes sehr wohl um die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis: Dieser Beethoven ist von einem aufwühlenden Sturm und Drang-Gestus durchpulst, ohne die Härte und Trockenheit der Interpretationen auf alten Instrumenten aufzuweisen. Diese Mischung aus Zelebrieren und Zuspitzen ist kein fauler Kompromiss, sondern eine Beethoven-Vergegenwärtigung auf der Höhe unserer Zeit.
CD-Rezension Christian Thielemann – Wiener Philharmoniker – Beethoven
Zuspitzend zelebriert
Historisch & zeitgemäß: Christian Thielemann interpretiert den Beethovenzyklus voller Spannung
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Voller Leidenschaft und immer auf der Suche nach Perfektion – Christian Thielemann ist ein Dirigent, der gerne provokant den Taktstock schwingt, dabei aber stets auf Qualität bedacht ist. Wenn es um die Musik geht, kommen Kompromisse für ihn nicht in Frage.Geboren wurde…
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