Wie ihr Landsmann Frederick Delius positionierte sich die endlich angemessen ins Repertoire findende Ethel Smyth in Deutschland. Ihre zweite Oper „Der Wald“ war nach der Uraufführung an der Berliner Hofoper 1902 das erste an der New Yorker Met präsentierte Opus einer Frau. In ihrem Textbuch zu dem in mehrfacher Hinsicht spannenden Einakter verbindet Smyth sozialkritische, neuromantische und esoterische Motive zu einem Sujet um Liebe, Verführung, Tod – und Wilderei. Für die Seele des singenden Waldes sind Unglückstaten der Menschen und deren Seitensprünge nur ein flüchtiger Moment. Smyth zeigt in der melodisch reichen Partitur Originalität und Kreativität. „Der Wald“ ist ein weiterer Versuch Smyths, sich um 1900 in den damals aktuellen Diskursen eine Stimme zu verschaffen. Man hört, dass auch Smyth nicht an Wagners „Tristan“ vorbeikam und in Leipzig aus mehreren Strömungen Impulse schöpfte. Patrick Hahn bringt mit dem Sinfonieorchester Wuppertal die mitunter kantatenhaft anmutende Partitur zum Leuchten. Das Ensemble liefert in den dankbaren Partien ein gewinnendes Plädoyer für das hörenswerte Werk, welches in manchen Momenten die Dramaturgie Franz Schrekers vorwegnimmt.
Smyth: Der Wald
Samueol Park (Landgrave Rudolf), Edith Grossman (Iolanthe), Sangmin Jeon (Heinrich), Erik Rousi (Peter), Mariya Taniguchi (Röschen), Chor der Oper Wuppertal, Sinfonieorchester Wuppertal, Patrick Hahn (Leitung)
cpo






