Startseite » Rezensionen » Apollinischer Dionysos

CD-Rezension Jeffrey Tate

Apollinischer Dionysos

Wie soll man Wagner dirigieren? Mit dem Kopf oder mit dem Bauch? Mit dem klaren Sinn für das rechte Maß, transparent aufgefächert und mit flüssig flotten Tempi? Oder doch mit schwelgerischem Mischklang, sehnsuchtsvollen Ritardandi und einer gehörigen Prise Pathos? Jeffrey Tate hat einst den Jahrhundert-Ring von Chéreau musikalisch vorbereitet, in Bayreuth also Pierre Boulez assistiert.…

vonPeter Krause,

Wie soll man Wagner dirigieren? Mit dem Kopf oder mit dem Bauch? Mit dem klaren Sinn für das rechte Maß, transparent aufgefächert und mit flüssig flotten Tempi? Oder doch mit schwelgerischem Mischklang, sehnsuchtsvollen Ritardandi und einer gehörigen Prise Pathos? Jeffrey Tate hat einst den Jahrhundert-Ring von Chéreau musikalisch vorbereitet, in Bayreuth also Pierre Boulez assistiert. Doch der Chefdirigent der Hamburger Symphoniker ist viel mehr als ein gehöriger Schüler des dezidiert rationalen Wagner-Exegeten Boulez. Sein Wagner-Musizieren verbindet ganz weiten Atem mit hellstem Durchblick, versöhnt Wirkungsmacht und Leuchtkraft. Tate outet sich als apollinischer Dionysos, der um die beiden grundlegenden Pole jeder Musik weiß und deshalb den Götterdämmerungs-Szenen verschmitzt Strawinskys Ballett-Musik zu Apollon Musagète hinzufügt. Deborah Voigts fulminanter Brünnhilde fehlt im Schlussgesang zu „Ruhe, ruhe, du Gott“ allein die dunkle Magie eines Urweibs.

Auch interessant

Rezensionen

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Anzeige

Audio der Woche

Das Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker

Ein Konzerterlebnis der Spitzenklasse gab es im Park von Schloss Schönbrunn in Wien. Unter Leitung von Andris Nelsons präsentierten die Wiener Philharmoniker und Starsolistin Lise Davidsen ein unterhaltsamen Programm mit Musik von Verdi, Wagner, Smetana u.a.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!