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Rezension Chen Reiss – Jewish Vienna

Intensiv und sensibel

Auf „Jewish Vienna“ unternehmen Sopranistin Chen Reiss und das Jewish Chamber Orchestra Munich eine poetische Reise durch die Wiener Moderne.

vonRoland H. Dippel,

Spannende und zugleich betörende Kompositionen erklingen in dieser Sammlung aus der Wiener Moderne. Eine wesentliche Trouvaille ist das durch den Titel „Im Buchenwald“ in assoziative Nähe zum KZ über Weimar geratende Lied der in Theresienstadt umgekommenen Josefine Winter. Die Liedgruppen von Zemlinsky und Korngold gewinnen in der Instrumentation von Tal-Haim Samnon eine noch größere Lieblichkeit. Chen Reiss ist eine leuchtkräftige, intensive und sensible Interpretin. Das Jewish Chamber Orchestra Munich zelebriert Wohlklang im Premium-Level, die Bestäubung durch Opulenz und Schwelgen erfolgt fast mit Überlänge. In der Fülle drängt sich der Eindruck auf, dass Schönheit als Tranquilizer gegen die im aus dem Fin-de-Siècle-Meer ragenden Antisemitismus-Klippen der Habsburger Monarchie und anderer europäischer Staaten gesetzt wurde. So vereint dieses Album poetische Schmerzlichkeit mit Weltflucht-Tendenzen.

Chen Reiss
Chen Reiss

Jewish Vienna
Werke von Zemlinsky, Korngold, Winter, Grünfeld & Mahler

Chen Reiss (Sopran), Jewish Chamber Orchestra Munich, Daniel Grossmann (Leitung)
Onyx

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