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Porträt Raphaela Gromes

Frühkindlich geprägt

Als Tochter zweier Cellisten war Raphaela Gromes schon von Kindesbeinen an fasziniert vom Cello – und ist heute eine gefragte Solistin und Kammermusikerin.

vonTeresa Pieschacón Raphael,

Sie ist nicht nur sehr begabt, sondern auch originell: die Münchner Cellistin Raphaela Gromes. In „Cello nightmare“, einem YouTube-Video, hat sie zusammen mit ihrem Duopartner, dem Pianisten Julian Riem, den Albtraum eines Musikers in der Nacht vor dem Konzert inszeniert. Lampenfieber, Chaos, Stress, Hetze. Dazu ein ramponiertes Cello, und auch am Outfit muss noch gefeilt werden. Im Konzertsaal erfüllt sich dann der Albtraumklassiker schlechthin: Sie musizieren auf der Bühne – im Pyjama. Ziemlich ausgeschlafen erscheint Raphaela Gromes nun im Café und lacht. „Am Ende des Films aber wachen wir auf und spielen auf der Bühne – im Abendkleid!“ Fantasie, Fröhlichkeit und Temperament dürfte sie aus ihrer Kindheit mitgenommen haben, wuchs sie doch einem Künstlerhaushalt auf. Die Eltern waren in München und Region unter dem Namen Nymphenburger Cello Duo bekannt. Als Vierjährige bastelte Raphaela mit ihrem Vater für den Kinderfasching ein Cello-Kostüm. Nur wenige Jahre später lag das erste echte Cello unter dem Weihnachtsbaum.

„Mein Vater war nicht nur ein toller Cellist, sondern auch als Bastler enorm kreativ. Er hat auch die Möbel bei uns zu Hause gebaut, er konnte alles.“ Sogar den Tango habe er ihr beigebracht. Von der Mutter wiederum erhielt sie ersten Cello­unterricht. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Als Vierzehnjährige gab Gromes ihr Bühnendebüt mit Friedrich Guldas Cellokonzert, in Leipzig war sie vier Jahre lang Jungstudentin, ehe sie in München und Wien Cello studierte. 2016 erhielt sie einen Plattenvertrag – mit 25 Jahren.

Brachte eine „Sensation“ auf CD: Raphaela Gromes

Die Verbindung zu ihren Eltern blieb all die Jahre eng, auch als diese sich getrennt hatten. „Mein Vater war mein bester Freund und künstlerischer Berater, hatte immer ein Ohr für mich“. Letzten Mai starb Wilhelm Gromes nach schwerer Krankheit in München. Kurz vor seinem Tod hatten die beiden noch über ihre neue CD gesprochen, auf der sie, im Duo mit dem Pianisten Julian Riem, erstmals die Urfassung von Richard Strauss’ Cellosonate in F-Dur von 1881 präsentiert, die kurz zuvor im Rahmen einer kritischen Ausgabe seiner Werke editiert wurde. Eine „Sensation“, findet Raphaela. „Als Julian, der ein absolutes Gehör hat, in die Partitur blickte, fing er gleich an zu singen“. Bei Strauss’ Opus 6 von 1883, der berühmten Schwester der neu herausgegebenen Sonate, hatten sich Gromes und Riem übrigens 2012 kennengelernt. Bis heute hält die kammermusikalische Partnerschaft an.

Lange überlegte sie, mit welchem Repertoire sich das Album komplettieren ließe. „Das mit den Liedern war letztlich die Idee meines Vaters“, sagt sie, weshalb sie beschloss, einige davon für Cello zu arrangieren. „Zueignung war Papas Lieblingsstück. Und Morgen. Da geht es um ein Wiedersehen, natürlich im transzendentalen Sinn. Ich glaube daran.“

Unverhofft kommt oft

Bei aller Tragik und Traurigkeit der letzten Zeit lächelte Raphaela das Glück aber dennoch zu. Lange war sie auf der Suche nach einem Cello gewesen. „Auf meinem modernen Instrument habe ich mich abgerackert, weil ich keinen sehr ausgewogenen Klang hinbekam. Die A-Saite klang sehr schön, auch die C-Saite, aber die mittleren Saiten schwangen einfach nicht, was bei alten Instrumenten doch anders ist“. Nach einem Konzert sei ein Mann zu ihr gekommen. „Er bot mir sein französisches Jean-Baptiste-Vuillaume-Cello von 1855 an! Ich konnte das kaum glauben. Sein Vater war Cellist gewesen und er wollte das Instrument nicht verkaufen. Ihm war es nur wichtig, dass es gespielt wird.“ Das wird es jetzt – und wie! Ihr Vater wäre stolz auf sie.

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