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Opern-Tipps im Sommer

Sehnsucht nach dem Süden

Im Sommer locken zahlreiche Opern-Festivals mit ausgewähltem Programm und in teils spektakulären Kulissen. Peter Krause stellt einige von ihnen vor.

vonPeter Krause,

Melomane Puristen mögen Open-Air-Opern für ausgemachten Populismus halten. In pandemischen Zeiten allerdings gehen den Strenggläubigen die Argumente aus. Denn im Freien werden in Aerosolen versteckte Viren nun einmal alsbald vom Winde verweht. Die Atmosphäre auf Seebühnen und in Schlossruinen ist an lauschigen Sommerabenden ohnehin unschlagbar. Und die Akustik ist, gegenteiligen Vorurteilen zum Trotz, draußen durchweg exzellent. So heißt die Devise mehr denn je: Auf ins Freie! Mit der Präferenz für all jene, die wieder reisen wollen: Auf in den Süden!

In Südfrankreich beweist das Festival d’Aix-en-Provènce (30.6 bis 25.7.) mit seinem kompromisslosen Qualitäts­anspruch in idealer Weise, dass Operngenuss an der frischen Luft nicht mit plumper Volksnähe zu verwechseln ist. Denn im Hof des erzbischöflichen Palais wird Meisterregisseur Barrie Kosky mit Verdis ­„Falstaff“ und Rimski-Korsakows „Der goldene Hahn“ gleich zwei tiefgründige Komödie auf die Bühne bringen. ­Lotte de Beer ergänzt den Premierenreigen des klugen Humors mit Mozarts „Le nozze di Figaro“ trefflich zur Trilogie.

Im Mutterland der Oper

Wen die Sehnsucht nach dem Süden geradewegs ins Mutterland der Oper führt, der hat die Qual der Wahl. Das Macerata Opera Festival (23.7. bis 13.8.) lädt in dem vor 200 Jahren als Arena für den heute nicht mehr praktizierten Mannschaftssport des Pallone erbauten Sferisterio in den beschaulich schönen italienischen Marken zu Verdis „La traviata“ und „Aida“ ein. Allein dem Erbe des verschmitzten Genies der ­Opera Buffa gewidmet ist das Rossini Opera Festival (9. bis 21.8.). In Pesaro wagt man aller­dings, den Premierenreigen mit „Moïse et Pharaon“, „Il Signor Bruschino“ und „Elisabetta ­regina d’Inghilterra“ in geschlossenen Räumen zu feiern. Weiter nördlich gedenkt das Ravenna Festival (bis 31.7.) – meist in der stimmungsstarken Ruine der Rocca Brancaleone – in einem Mix aus Konzerten, Tanz, Prosa und Musiktheater des großen Dante, der in der Stadt der Mosaiken vor 700 Jahren verstarb und hier sein Hauptwerk „La Divina Commedia“ verfasste.

Auf südliche ­Hochdruckgebiete vertraut freilich auch der Norden, wenn etwa die Eutiner Festspiele (2.7. bis 22.8.) ­Puccinis „La Bohème“ am See und vor waldesgrüner Naturkulisse in Szene setzen. Während die Bayreuther (25.7. bis 25.8.) wie die Salzburger Festspiele (17.7. bis 31.8.) mit ihren Hausgöttern Wagner respektive Mozart auf die Reduktion der besetzten Plätze an ihren angestammten Spielstätten setzen, huldigen die Tiroler Festspiele Erl (8.7. bis 1.8.) unter neuer Leitung des Frankfurter Opernintendanten Bernd Loebe ihrem angestammtem Repertoire in neuer Deutung: Brigitte Fassbaender wird einen neuen „Ring“-­Zyklus starten.

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