Startseite » Interviews » In der Welt von… Nils Mönkemeyer

ONLINE-INTERVIEW

In der Welt von… Nils Mönkemeyer

In der neuen concerti-Reihe „In der Welt von…“ begleiten wir, vernetzt durch Smartphone und Social Media, Künstler auf Reisen, zu spannenden Projekten und besonderen Ereignissen. Ganz nah, direkt und unzensiert – ein unverstellter Blick in die Künstlerwelt

vonNinja Anderlohr-Hepp,

Unterwegs ist er eigentlich immer: Ob als gefragter Solist bei Orchesterkonzerten, als einfühlsamer Kammermusiker, gern gesehener Gast bei internationalen Festivals, als Lehrer und – im Internet – sogar als Bäcker. Denn: Bratscher Nils Mönkemeyer hat viele Talente und tobt sich gerne aus. Entspannen kann er sich beim Musizieren, aber eben auch beim Backen.

 

Sein kometenhafter Aufstieg zum Aushängeschild des weitläufig unterschätzten Instruments Viola begann mit dem Gewinn des Yuri Bashmet-Wettbewerbs 2006 und der Verleihung des Parkhouse Awards 2009 in London. Seither ist er aus den deutschen Klassik-Charts nicht mehr wegzudenken und wird von Publikum und Kritik gefeiert.

 

concerti begleitete Nils Mönkemeyer vom 18. bis 24. Mai 2013 zu seinen Konzerten als Artist in Residence auf Schloss Elmau und im Anschluss zu den Schwetzinger Festspielen.

 

 

Samstag, 18. Mai 2013

 

12:31 Uhr – Guten Morgen, Nils! Wo bist du gerade und wo geht’s heute hin?

Guten Morgen! Sitze im Bummelzug nach Schloss Elmau… Gleich fahre ich durch Garmisch-Partenkirchen und werde dem Geist von Richard Strauss zuwinken.

 

12:38 Uhr – Wie muss man sich das denn vorstellen, wenn du Strauss vom Zug aus

zuwinkst? 

Ich halte ein Taschentuch auf dem Zugfenster und lasse es dramatisch im Winde flattern…

 

© Nils Mönkemeyer

12:51 Uhr – Können wir davon bitte einen Bildbeweis haben?

Mmh, ich stelle gerade fest, dass die Fenster nicht aufgehen, blöd…ich arbeite an einem Plan B und melde mich wieder!

 

13:10 Uhr

Anfang der Alpensinfonie im Zug gespielt…

 

13:23 Uhr – Wow, was für ein Panorama! Du bist ja superviel unterwegs – was bedeutet für dich Zuhause?

Zuhause ist da, wo meine Freunde sind…

 

13:25 Uhr – Und nimmst du deine Freunde dann einfach mit auf Reisen?

Deshalb liebe ich Kammermusik, man spielt mit seinen Freunden zusammen….

 

13:47 Uhr – Ist dann dein Konzert heute Abend auch eher ein Treff mit Freunden? Und wer ist eigentlich mit dabei? 

Heute Abend ist das Konzert mit David Orlowsky und William Youn, außerdem kommen noch Freunde aus London und Hamburg, es wird also definitiv ein Fest!

 

16:16 Uhr – Und wie kam es zu dieser Konzertidee?

Die Idee für die Konzerte kam beim Abendessen mit Silke Zimmermann, der künstlerischen Leiterin von Elmau. Als Artist in Residence habe ich für zwei Abende eine „carte blanche“ bekommen und mir nette und tolle Mitspieler eingeladen, um Elmau und schöne Musik zu genießen…

 

© Nils Mönkemeyer

17:00 Uhr – Und schon angekommen? 

Ich bin gerade angekommen, Kaffee mit Wahnsinns-Aussicht getrunken und jetzt Probe für das Konzert um sieben…

 

17:48 Uhr – Heute Abend also Trioabend – seid ihr ein „Trio infernale“? Und wenn ja, wie sehen da die Proben aus?

Wir sind das totale Trio infernale, Heute bringen wir allerdings unsere romantische Seite zum Vorschein, beim Kegelstatt Trio stelle ich mir dann vor, wie Mozart das Stück gespielt hätte und erlaube mir jede Menge musikalischer Frechheiten!

 

 

Sonntag, 19. Mai 2013

 

 

© Nils Mönkemeyer

10:00 Uhr – Stören wir dich eigentlich beim Frühstück? 

Erstmal Kaffeetrinken und den special Wake-up Drink in Elmau genießen und die letzten Monate mit der glamourösen Miranda Playfair durchsprechen…

 

13:19 Uhr – Heute ist ja eher ein entspannter Tag ohne Konzert. Wie sieht bei dir der perfekte freie Tag aus?

Naja, ein bisschen üben muss ich heute noch. Normalerweise frühstücke ich nicht wirklich, aber in einem schönen Hotel ausgiebig brunchen ist wie ein Kurzurlaub….später will ich spazieren gehen und natürlich ins Hamam…

 

© Nils Mönkemeyer14:00 Uhr

Beim Spazierengehen „Flori“ getroffen, der auf dem Weg zum Pfingstumzug war… wir mussten natürlich alle Fotos mit ihm machen!

 

 

 

 

 

 

16:00 Uhr© Nils Mönkemeyer

Ein bisschen Üben muss sein…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© Nils Mönkemeyer17:30 Uhr

Oder ein ein bisschen Spass muss sein. Und wer übt hats nötig… 😉

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Montag, 20. Mai 2013

 

 

© Nils Mönkemeyer

16:00 Uhr – Alle haben frei, aber du spielst natürlich ein Konzert. Was passiert heute auf Schloss Elmau?

Heute Abend im Konzert wird es um Engel und Teufel gehen… Die Barock-Gemeinde ist gerade eingetroffen… (v.l.n.r. Sabine Erdmann, Andreas Arend und Klaus-Dieter Brand)

 

Das erklär doch mal näher…

Heute spielen wir Werke der französischen Gambisten Marin Marais und Jean Baptiste Forqueray. Zeitgenossen berichten, sie hätten gespielt wie Engel (Marias) und Teufel (Forqueray)…

 

 

Dienstag, 21. Mai 2013

 

 

10:15 Uhr – Moin Nils, morgen reist du schon wieder aus Elmau ab – was steht heute auf dem Plan? 

Wir proben noch ein bisschen, gestern hatten wir viel Neues im Programm und bevor wir weiter nach Schwetzingen fahren, wollen wir ein paar Stellen polieren.

 

18:15 Uhr – Die concerti-Community auf facebook fragt: Machst du auch mal Urlaub, ohne zu üben?

Urlaub ohne Instrument ist fast nicht möglich, aber mal eine Woche ohne Spielen geht gerade noch, bevor meine Gelenke einrosten…

 

19:15 Uhr – Und noch eine Frage aus der Community: Welche deiner eigenen Cds findest du am schönsten und warum? Und hat sie eine besondere Bedeutung für dich? 

Von meinen CDs ist mir „Bach und mehr“ am Liebsten, es war eine große Herausforderung und die Vorbereitung auf die Aufnahme war nervenaufreibend und wunderschön… abgesehen davon ist es mit CDs wie mit Kindern: Man tut alles damit so groß und stark werden und dann muss man sie in die Welt loslassen…

 

 

Mittwoch, 22. Mai 2013

 

 

© Nils Mönkemeyer

10:15 Uhr – Heute verschlägt es dich zu den Schwetzinger Festspielen. Was steht da Besonderes auf dem Programm?

Unter anderem „Violated Intimacy“ von Valery Voronov, eine der drei Uraufführungen. Anweisung des Komponisten: „das muss klingen wie ein kaputter Wasserkocher“…

 

14:33 Uhr – Wie kam es eigentlich zu dieser doch recht außergewöhnlichen Zusammenstellung aus Stücken des Barock und Uraufführungen?
Die Uraufführungen sind Teil meines letzten CD Projektes mit Bach und neuen Auftragswerken. Ein Ausblick von heutigen Komponisten auf Bach und gleichzeitig eine Brücke von Bach ins Heute. Mal sehen, ich hab die Stücke alle noch nicht im Konzert gespielt und bin selbst neugierig…

 

© Nils Mönkemeyer14:35 Uhr

So, jetzt schnell was Essen und dann Probe, vor dem heutigen Konzert brauche ich mindestens ein Schnitzel, sonst stehe ich das nicht durch! Wunderschön dieser Saal!

 

14:37 Uhr – Kannst du uns noch ein bisschen mehr über die Uraufführungen verraten?
Im Konzert in Schwetzingen geht es um Himmel und Erde: Die beiden Stücke von Konstantia Gourzi und Sally Beamish sind luftige und spirituelle Werke, die sich Bach von der transzendentalen Seite nähern, Valery Voronov geht es eher um den Bruch zwischen Alt und Neu. Er benutzt Bach-Zitate in Verfemdung, sein Werk hat etwas von einem geselligen Flüstern in einem dunklen Raum…

 

14:39 Uhr – Und wie verhält sich Bach zu diesen Werken?
Bach ist vielleicht der Komponist, bei dem es eine wirkliche Verbindung gibt zwischen „Oben und Unten“, seine Musik nimmt uns mit und zieht uns in den Himmel (oder zumindestens mich).

 

14:45 Uhr – Muss man deiner Meinung nach bei moderner Musik dann mit Kopfkino arbeiten – deine Beschreibung der Stücke klingt fast so!
Naja, wenn das Stück gut ist, entsteht das Kopfkino von selbst. Wenn man künstlich eine Geschichte in das Werk hineininterpretieren muss, dann ist das ein klarer Fall von „aus Sch… Gold machen“ (wie Yuri Bashmet mal im Unterricht sagte).
Wenn Musik gut ist, dann macht es keinen Unterschied, ob sie von Heute ist oder 400 Jahre alt, nur die Ausdrucksmittel haben sich geändert….

 

24. Mai 2013

 

21:00 Uhr – Wir haben nach Schwetzingen deine Fährte verloren!  Wie war denn das Konzert und was haben wir gestern verpasst?

Ach, das Konzert lief ziemlich gut, also nicht um mich loben zu wollen, sondern von meinem eigenen Gefühl her war es nicht schlecht. Mmh, bei solchen Fragen quäle ich mich immer genauso rum wie bei: „Was ist denn das Besondere an Ihrem Klang?“

Also, frei weg von der Leber: Das Konzert lief super, ich habe mich ganz frei gefühlt, meine Mitspieler waren fantastisch und das Programm-Konzept ist gut aufgegangen. (Küchenpsychologie am Rande: Wieso fällt es uns schwerer, etwas Positives über uns selbst zu sagen, als uns einfach mal zu loben, wenn man was gut fand?)

 

21:09 – Das klingt, als hättest du richtig viel Spaß gehabt! Wie kommt nach einem solchen Endorphinschub wieder runter? 

Tja, da hilft nur Alkohol und/oder spät ins Bett gehen! Ach was, ich bin viel vernünftiger geworden….aber ein schönes Glas Rioja tut immer gut! Das ist zum Beispiel auch immer eine komische Situation, wenn man mit Orchester spielt: Das Konzert hat noch einen zweiten Teil und man selber ist noch voller Adrenalin, da rufe ich dann meistens Freunde an und quatsche sie zu…

 

21:20 – Jetzt bist du ja schon wieder zurück in München und wirst vom Bühnenstar zum Lehrer. Was gibst du deinen Studenten mit auf den Weg? 

Als erstes machen wir eine Gruppenstunde, alle spielen die gleichen Übungen und alle unterrichten mit, dann können alle voneinander lernen und nebenbei üben sie, schnell Probleme zu erkennen und zu lösen. Das brauchen sie später sowohl als Lehrer, aber auch für die Zeit, wo sie keine Studenten mehr sind.

Ich würde sagen, das finale Ziel ist die Hilfe zur Selbsthilfe, üben tun wir schließlich alle allein…

 

21:30 – Lieber Nils, vielen Dank, dass wir in den letzten Tagen „blinder Passagier“ spielen durften! Aber nicht nur wir haben dich begleitet, sondern noch jemand war immer mit dabei – wer wars? 

Immer auf Reisen dabei ist natürlich mein Bratschenkasten, da sammelt sich so einiges an…

 

 

 

 

 

 

Termine

Auch interessant

Rezensionen

  • Asya Fateyeva steht mit Hingabe für die Vielseitigkeit ihres Instruments ein.
    Interview Asya Fateyeva

    „Es darf hässlich, es darf provokant sein“

    Asya Fateyeva, Porträtkünstlerin beim Schleswig-Holstein Musik Festival, spricht über den Reiz und die Herausforderungen des für die Klassik so ungewöhnlichen Saxofons.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!