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concerti-Spezial zur Fußball-WM 2018 – Interview Maximilian Hornung

„Guter Fußball funktioniert nur im Team“

In unserem concerti-Spezial zur Fußball-WM 2018 lassen wir mehr oder weniger ballverrückte Künstler zu Wort kommen. Heute: Cellist Maximilian Hornung

vonNinja Anderlohr-Hepp,

Wenn man gebürtiger Bayer ist, liegt es auf der Hand, dass man mit dem Fußball in der Hand und im Kopf aufwächst – naja, oder im Fall von Maximilian Hornung mit dem Cello. Der sympathische Augsburger, der in seiner jungen Karriere schon vielfach bei großen Wettbewerben ausgezeichnet wurde und bereits mit 23 Jahren den Posten des 1. Solo-Cellisten im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bekleidete, hat sich für concerti Gedanken über die Fußball-WM gemacht.

Für welches Team drückst du bei der WM die Daumen und warum?

Maximilian Hornung: Ich habe kein favorisiertes Team, drücke aber, je nach Spiel, der Mannschaft die Daumen, die am fairsten und kreativsten spielt.

Und wer, glaubst du, gewinnt?

Hornung: Das Team das die meisten Tore schießt.

Wer ist für dich die größte Fußball-Legende?

Hornung: Zinedine Zidane. Er ist mit Sicherheit einer der Größten und er hat mich immer durch seine Ausstrahlung und seine Souveränität beeindruckt.

Welches klassische Stück wäre die perfekte Alternative für die Nationalhymne deines Lieblingsteams?

Hornung: Ich habe ja so gesehen kein „Lieblingsteam“, aber jeder handelsübliche bayerische Marsch trägt auf jeden Fall zur Motivation der Spieler bei.

11 Freunde sollt ihr sein – mit welchen Musikern wärst du gerne in einer Mannschaft?

Hornung: Guter Fußball, genauso wie gute Kammermusik, funktioniert nur im Team, wenn alle miteinander spielen und es keine Einzelkämpfer gibt. Deshalb würde ich mir 10 Freunde suchen, auf die man sich verlassen kann und mit denen ich mich blind verstehe.

Und auf welcher Position würdest du spielen?

Hornung: Das ist tatsächlich wie in der Kammermusik. Wie auch beim Fußball muss man dort auf jeder Position wachsam sein und gleichermaßen aktiv und passiv spielen können. In jeder Sekunde muss klar sein, wie wichtig bzw. unwichtig man gerade ist. Insofern kann ich mir jede Position vorstellen.

Und wer steht im Tor?

Hornung: Der Bass. Er ist in der Musik das Fundament, der alle Fäden in der Hand hält, genauso wie der Torwart, der das gesamte Spiel im Blick haben muss. Ich als Cellist bin sozusagen der „kleine Bass“, vielleicht wäre ich da als Verteidiger ganz gut aufgehoben…

Welches klassische Stück Musik entspricht am ehesten einem Fußballspiel und warum?

Hornung: Da fällt mir Lutosławskis Cellokonzert ein. Es ist in Abschnitten geschrieben, in denen die Musiker auskomponierte musikalische Floskeln frei von strengen Takten und unabhängig voneinander spielen sollen. Dann finden sie zum Übergang in den nächsten Abschnitt kurz wieder zusammen, nur um wieder auf sich gestellt zu sein. Das Stück entsteht dadurch aus dem Moment heraus immer wieder neu, ist aber trotzdem unverwechselbar. Genau diese Spontanität und Unvorhersehbarkeit, die aber trotzdem an machen Stellen etwas Kontrolliertes hat, kommt doch einem Fußballspiel sehr nahe.

Maximilian Hornung spielt Schumanns Cellokonzert:

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