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Oper im Porträt

Rimski-Korsakow: Das Märchen vom Zaren Saltan

Rimski-Korsakows Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan“ wird heute zwar nicht mehr so häufig gespielt, ein kurzes Orchesterwerk daraus beflügelt Musiker aber immer wieder zu Höchstleistungen.

vonIrem Çatı,

53,82 Sekunden. In dieser kurzen Zeit hat es Jörg Wachsmuth 2013 geschafft, Nikolai Rimski-Korsakows berühmten „Hummelflug“ zu spielen, für den Orchester im Durchschnitt drei Minuten brauchen, und ist damit bis heute Weltrekordhalter. Ausgerechnet mit seiner zwei Meter großen Riesentuba „Ilse“ hat er den Rekord aufgestellt und damit Musiker wie Geiger David Garrett (65,26 Sekunden) vom Treppchen gestoßen. Während der „Hummelflug“ zu einem beliebten Werk in der Klassikwelt und einem der bekanntesten Stücke Rimski-Korsakows gehört, ist die Oper, aus dessen drittem Akt er stammt, aber eher unbekannt.

„Das Märchen vom Zaren Saltan“, genauer: „Das Märchen vom Zaren Saltan, von seinem Sohn, dem ruhmreichen und mächtigen Recken Fürst Gwidon Saltanowitsch, und von der wunderschönen Schwanen-Zarewna“ ist die erste große Märchenoper seines Spätwerks und kennzeichnet eine neue Schaffensperiode von Rimski-Korsakow. 1898 begann der russische Komponist mit der Arbeit daran und nahm sich dafür Alexander Puschkins gleichnamiges Märchen zur Grundlage. Gemeinsam mit Librettist Wladimir Belski arbeitete sich Rimski-Korsakow durch den Text des Dichters, übernahm ihn größtenteils, fügte aber auch eigene Passagen und Figuren hinzu. Nur zwei Jahre später war die Oper fertig und wurde am 3. November 1900 (nur ein Jahr nach Puschkins hundertstem Geburtstag) in Moskau uraufgeführt.

Komponist Nikolai Rimski-Korsakow auf einem Gemälde von Walentin Alexandrowitsch Serow
Komponist Nikolai Rimski-Korsakow auf einem Gemälde von Walentin Alexandrowitsch Serow

Wo Aschenputtel aufhört, fängt Puschkin erst an

Die Geschichte von „Das Märchen vom Zaren Saltan“ beginnt wie die weltberühmte Erzählung von Aschenputtel. Mutter Babaricha und ihre zwei bösen Töchter bürden der jüngsten Schwester Militrissa die ganze Last des Haushalts auf und streiten sich darum, wer den Zaren Saltan heiraten sollte. Schließlich ist es jedoch Militrissa, die das große Los zieht und Zarin wird. Während die überlieferten Märchenfassungen an dieser Stelle glücklich enden, geht Puschkins Erzählung erst richtig los: Zerfressen von Eifersucht planen Babaricha und Militrissas Schwestern Rache. Sie fälschen einen Brief an den Zaren, der sich im Krieg befindet, und schreiben darin, Militrissa habe keinen Sohn, sondern ein Monster zur Welt gebracht. Der zutiefst erschütterte Saltan befiehlt, beide zu verbannen und in einem Fass ins Meer zu werfen. Mutter und Sohn können sich jedoch retten und stranden auf der magischen Insel Bujan, wo Militrissa den Zarewitsch Gwidon allein aufzieht. Als dieser zu einem stattlichen jungen Mann herangewachsen ist, rettet er einen Schwan, der sich als Königstochter entpuppt, die ihm von da an seine Wünsche erfüllt. Als kleine Hummel fliegt sie zum Zaren zurück und leitet damit ein Wiedersehen und eine Versöhnung der Zaren-Familie ein.

Titelbild der Partitur
Titelbild der Partitur

Aufführung in Kiew ist in die Geschichte eingegangen

„Das Märchen vom Zaren Saltan“ war bereits bei der Uraufführung ein voller Erfolg. Das Publikum ließ sich nicht nur von den schillernden Kostümen, sondern auch von den eingängigen Melodien aus Kinderliedern, Volksmusik und Jahrmarktmelodien mitreißen. Der jeweiligen Atmosphäre und den Charakteren hat Rimski-Korsakow Leitmotive zugeordnet, die die Musik nahbar und einprägsam machen. In der „Chronik meines musikalischen Lebens“ schrieb er dazu, dass er die fantastischen Elemente „in einem harmonisch und figurativ komplexen Idiom“, die realistischen Teile um die Schwestern und den Zaren in einem sanglichen „volkstümlicheren Ton“ gehalten habe. Außerdem hat er jegliche Änderungen an der Oper verboten, weil sie seiner Ansicht nach „in erster Linie ein musikalisches Kunstwerk“ sei.

So trat „Das Märchen vom Zaren Saltan“ auch schnell seinen Siegeszug durch Europa und die Welt an, wo sie wenige Jahre später in London, Barcelona, Paris, New York und Mailand aufgeführt wurde. Die Vorstellung im September 1911 in Kiew ist dabei in die Geschichte eingegangen: An diesem Abend wohnten zahlreiche Delegierte aus Russland der Opern-Aufführung bei. Zar Nikolaus war mit seinen Töchtern angereist, und auch der bei ihm in Ungnade gefallene Ministerpräsident Pjotr Stolypin war vor Ort. In der Pause näherte sich der Attentäter Dmitri Bogrow dem Politiker und schoss ihm tödlich in die Brust. Ein tragischer Vorfall, der der Erfolgsgeschichte der Märchenoper und ihres „Hummelflugs“ jedoch keinen Abbruch tat.

Die wichtigsten Fakten zu Rimski-Korsakows «Das Märchen vom Zaren Saltan»:

Personen:

Zar Saltan (Bass)
Zarin Militrissa, die jüngste Schwester (Sopran)
Tkatschicha, die mittlere Schwester (Mezzosopran)
Powaricha, die ältere Schwester (Sopran)
Babaricha, die alte Base (Alt)
Zarewitsch Gwidon als Knabe (stumme Rolle) und als Jüngling (Tenor)
Zarewna Lebed, Schwan (Sopran)
Alter Mann (Tenor)
Bote (Bariton)
Skomoroch, Hofnarr (Bass)
Drei Seeleute (Tenor, Bariton, Bass)
Stimmen der Zauberer und Geister (Chortenöre und -bässe)
Bojaren, Bojarinnen, Höflinge, Ammen, Beamte, Wächter, Bewaffnete, Seeleute, Sterndeuter, Schnellläufer, Sänger, Schreiber, Diener, Dienerinnen, Tänzer, Tänzerinnen, Volk, Meeresritter, Eichhörnchen, Hummel (Chor, Ballett)

Spieldauer: ca. 2 ¾ Stunden

Uraufführung: Die Uraufführung fand am 30. November 1900 im Solodownikow-Theater in Moskau statt.

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