Johannes Brahms wurde für Antonín Dvořák zum Mentor, er machte seinen Verleger Fritz Simrock auf das Talent aus Böhmen aufmerksam. Dieser bestellte 1878 bei Dvořák Klavierstücke nach dem Modell von Brahms’ Ungarischen Tänzen. Dvořáks Zyklus Slawische Tänze wurden so erfolgreich, dass er sie bald für Orchester bearbeitet. Jetzt sind sie in einer Einspielung von Simon Rattle und der Tschechischen Philharmonie neu eingespielt worden. Feuer, Inbrunst, Temperament, rhythmischer Schwung, auch Schwermut, Sehnsucht, alles da, was Dvořák in dieser Musik zum Ausdruck bringt. Aber insgesamt wirken die Stücke ein bisschen zu glatt. Zu elegant, zu routiniert wird da musiziert, es fehlt der Mut zum Risiko und zum Kantigen, zum Erdigen, zur Schärfe. Auch diese Lesart ist in den von Folklore inspirierten Werken möglich. Ein bisschen erinnert das Ganze an das Wiener Neujahrskonzert – eben auf böhmisch. Da geht noch mehr auf Messers Schneide.

Dvořák: Slawische Tänze
Tschechische Philharmonie, Simon Rattle (Leitung)
Pentatone




