1948 fertiggestellt, wird das erste Violinkonzert von Dimitri Schostakowitsch gleich unter Verschluss gehalten. „Volksfremd und formalistisch“ lautet das vernichtende Urteil der stalinistischen Kulturzensur. Erst 1955, nach dem Tod Stalins, enthüllt die Uraufführung: ein Meisterwerk der Moderne. Die Geigerin Hyeoon Park hat es jetzt neu eingespielt. Intensiv, innig, hochgespannt, mit vielen subtilen Details gestaltet, bis in dezente mikrotonale Einfärbungen des Geigentons. Ihre Interpretation ist absolut souverän, voller kreativer Energie, leidenschaftlich und damit packend interpretiert. Das WDR Sinfonieorchester mit Gergely Madaras am Pult könnte noch mehr dieser Dringlichkeit folgen, die Phrasierungen könnten schärfer ausfallen. Aus dem Orchester kommt manches zu gemächlich und konturlos. Kombiniert wird das Violinkonzert mit einem Werk der niederländischen Komponistin und Pianistin Henriëtte Bosmans. Die Tochter einer jüdischen Mutter ging während der Besatzung durch Nazi-Deutschland in den Widerstand. Ihr noch in freien Zeiten entstandenes Konzertstück von 1934 hat Spannkraft und Elan, aber auch einen großen Ernst und intensive elegische Momente. Auch hier beeindruckt vor allem Hyeyoon Park.

Silenced
Bosmans: Konzertstück, Schostakowitsch: Violinkonzert Nr. 1 a-Moll op. 77 & Thema mit Variationen B-Dur op. 3
Hyeyoon Park (Violine), WDR Sinfonieorchester, Gergely Madaras (Leitung)
Linn



