Der fetten Romantisierung aus dem Hause Karajan oder Karl Richter folgte die asketische Klangrede der historischen Aufführungspraxis: In der Barockmusik unterscheiden sich die Interpretationsmodelle so krass wie in kaum einer anderen Epoche. Emmanuelle Häim nun evoziert in ihrer Händel-Lesart so etwas wie den Zauber des Dritten Weges. Ihr Chor hat ungeahnte körperliche Fülle und Saftigkeit, ihr Klangbild strahlt sangliche Wärme, Phrasierungseleganz und eine wunderbare Tiefe der Empfindung, ja der Beseeltheit und Behutsamkeit aus – wie es sich bei der Lebensgeschichte des Heilands ja auch gehört. Und doch müssen Freunde des Authentischen auf maximale rhythmische Prägnanz, den dramatischen Impetus der Rezitative und viele feine Verzierungen in den Arien des exquisiten Solisten-Quartetts nicht verzichten. Dieser Messias lebt in seinem sanften Swing von der sinnenfrohen, inspirierten, hinreißend vitalen Musizierhaltung der französischen Dirigentin und einstigen Schülerin von Christophe Rousset. Eine elektrisierende wie innige, eine schlichtweg glorreiche Einspielung des immergrünen Händel-Hits.
CD-Rezension Emmanuelle Haïm
Zauber des dritten Weges
Sinnenfroh verpasst Emmanuelle Haïm Händels Messias einen sanften Swing
Lucy Crowe, Tim Mead, Andrew Staples, Christopher Purves,
Le Concert d`Astrée, Emmanuelle Haïm (Leitung)
Erato (2 CDs)
Auch interessant
-
Porträt Emmanuelle Haïm
Früh übt sich
Schon von Kindesbeinen an zählt die Barockmusik zur größten Leidenschaft der Cembalistin und Dirigentin Emmanuelle Haïm. Gemeinsam mit ihrem Ensemble erkundet sie das Repertoire des 17. und 18. Jahrhunderts und bringt es mit großem Erfolg zum Klingen.
Rezensionen
-
Rezension Emmanuelle Haïm – Campra: Messe de Requiem
Effektvoll
Emmanuelle Haīm und Le Concert d’Astrée durchsetzen André Campras Requiem mit den elegant-verspielten Wendungen der höfischen französischen Musik.
-
Rezension Emmanuelle Haïm – Händel: Italienische Kantaten
Flirts, Liebe, Vergewaltigung
Emmanuelle Haïm und ihre Solistinnen kosten die Höhen und Tiefen der Minidramen des jungen Händel leidenschaftlich aus.
-
CD-Rezension Emmanuelle Haïm
Üppiges Geburtstagsständchen
Wenn Emmanuelle Haïms Le Concert d’Astrée Geburtstag feiert kann man mit hochgradiger Musik rechnen
Termine
-
Premiere
Musiktheater
Leclair: Scylla et Glaucus
Festival Zürich Barock
-
Musiktheater
Leclair: Scylla et Glaucus
Festival Zürich Barock
-
Musiktheater
Leclair: Scylla et Glaucus
Festival Zürich Barock
Aktuelle Rezensionen
-
Rezension Howard Arman – Sizilianische Weihnachtslieder
Italienische Weihnachten
Der Chor des Bayerischen Rundfunks unter Howard Arman sorgt für wohltuende Abwechslung mit Weihnachtsmusik von Respighi, Frontini und Puccini.
-
Buchrezension: Cornelia Boese – Nussknacker und Mausekönig
Bezauberndes Musikmärchen
In ihrem neuen Musikmärchen erzählt Cornelia Boese den „Nussknacker“ in kindgerechten Versen für die Weihnachtszeit.
-
Rezension Pierre-Laurent Aimard – J. S. Bach: Das wohltemperierte Klavier Band 2
Erfrischend heterogen
Der französische Spezialist für die Moderne, Pierre-Laurent Aimard, lässt mit klanglich vielfältigem Bach aufhorchen.
Klassik in Ihrer Stadt
Anzeige
Audio der Woche
Stimmungsvolle italienische Weihnachtmusik mit dem grandiosen Chor des Bayerischen Rundfunks
Auf seinem neuen Album präsentiert der Chor Weihnachtsmusik aus Italien. Darunter die „Lauda per la natività del Signore“ von Ottorino Respighi sowie sizilianische Weihnachtslieder in Bearbeitungen von Howard Arman, der auch als Dirigent dieser Aufnahme agiert.


