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Opern-Tipps im September 2025: Vertonte Schauergeschichten

Nichts für schwache Nerven

Unsere Opern-Tipps im September 2025 zeigen: Oper und Geisterhaftes passen nicht nur bei Wagner wunderbar zusammen.

vonAndré Sperber,

Dass Horrormeister Stephen King zu den meistgelesenen Autoren der Welt gehört, hat einen einfachen Grund: Wir lieben es, uns zu gruseln. Auch Opernkomponisten haben sich dies gern zunutze gemacht, wie mannigfaltige Beispiele belegen. So ist die Opernlandschaft voll von allerhand Geisterhaftem, jedoch in ganz unterschiedlicher Ausprägung.

Surreale Reisen durch die menschliche Seele

Für das Aufkommen der schauerromantischen Strömung im 19. Jahrhundert war etwa das literarische Schaffen E. T. A.Hoffmanns prägend. Das Diabolisch-Düster-Fantastische in seinen Schriften inspirierte schließlich Jacques Offenbach zur Oper „Hoffmanns Erzählungen“, die den titelgebenden Dichter auf eine surreale Reise durch die eigenen Seelenabgründe schickt. Musikalisch wird das Unheimliche zwar eher subtil umspielt, teils mit spukhafter Ironie, teils mit bizarr-dramatischer Expressivität. Doch die handlungsgebenden Episoden über die menschliche Puppe Olympia, die todgeweihte Sängerin Antonia und die Spiegelbild stehlende Kurtisane Giulietta sprechen für sich. Am Theater Nordhausen wird der beliebte Klassiker von Benjamin Prins in Szene gesetzt.

Ebenfalls tief in der romantischen Schauertradition verankert ist Wagners „Der fliegende Holländer“. Mit schwarzem Mast und blutroten Segeln durchkreuzt hier ein Geisterschiff die Weltmeere. Die Besatzung besteht aus Untoten, angeführt von einem verfluchten Kapitän, der letztendlich die Erlösung durch Liebe herbeisehnt. Diese von Wagner mit musikalischen Bildern der stürmenden, tosend wogenden See so eindrucksvoll auskomponierte Mär wird im September sowohl am Domhof-Theater Osnabrück (Regie: Dennis Krauß) als auch am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier (Regie: Igor Pison) neuinszeniert.

Geniale Musik für beklemmende Szenarien

Echten Psycho-Horror, der direkt durch Mark und Bein geht, bietet hingegen Benjamin Brittens „The Turn of the Screw“ aus dem Jahr 1954: Auf einem abgelegenen Landgut fürchtet eine junge Gouvernante, dass zwei scheinbar unschuldige Kinder von Geistern besessen sind. Je tiefer sie in das unheimliche Schweigen des Hauses eindringt, desto stärker verstrickt sie sich in einen Sog aus Spuk, Schuld und Wahnsinn – bis zur tödlichen Eskalation. Zentrum in Brittens genialistischer Musik ist dazu ein zwölftöniges „Screw“-Thema – eine Art musikalische Schraube, die sich immer weiter und weiter in den Verstand hineindreht. Regisseurin Sandra Leupold inszeniert den Mystery-Thriller am Theater Trier.

In Julia Huebners Inszenierung von „Der goldene Drache“ am Theater Hagen wiederum nimmt das Publikum auf der Bühne Platz und wird somit nicht nur Zeuge, sondern Teil eines beklemmenden Szenarios: Ein schmerzender Zahn, eine Rohrzange – und plötzlich ist ein Mensch tot. Péter Eötvös’ Oper zeigt das Grauen des Alltags und lässt Realität und Albtraum schonungslos verschwimmen. Definitiv nichts für schwache Nerven!






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