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Wien: Waltz into Space

Wiens musikalische Botschaft an das Universum

48 Jahre nach der Voyager-Mission sendet die Stadt Wien mit Johann Strauss› (Sohn) Donauwalzer ihr musikalisches Wahrzeichen als interstellaren Gruß.

vonRedaktion,

Es war ein Abend, wie ihn selbst Wien nicht alle Tage erlebt: Am 31. Mai 2025 wurde der Donauwalzer von Johann Strauss (Sohn) zu einer interstellaren Premiere getragen. Unter dem Titel „Waltz into Space“ schickte die Stadt Wien gemeinsam mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA und den Wiener Symphonikern ihr klingendes Aushängeschild auf eine Reise, die weiter reicht als jede je getätigte Konzerttournee: hinaus ins All, in Lichtgeschwindigkeit.

Weltweite Übertragung – und darüber hinaus

Der historische Rahmen war mit Bedacht gewählt. Schauplatz war das Museum für angewandte Kunst (MAK), wo das Orchester unter der Leitung von Petr Popelka ein Programm präsentierte, das sich thematisch der Weite des Kosmos annäherte – mit Werken von Charles Ives und Antonín Dvořák, gekrönt vom Donauwalzer als musikalischer Gruß der Erde. Parallel dazu wurde das Konzert in Madrid, Cebreros und New York übertragen – ein globales Ereignis mit poetischem Anspruch.

Was zunächst wie ein PR-Stunt anmutet, fußt auf einem Versäumnis mit symbolischem Gewicht. Als 1977 die Raumsonden Voyager 1 und 2 starteten, trugen sie die legendären „Golden Records“ mit sich – vergoldete Kupferplatten mit Bildern, Klängen und Musikstücken, die außerirdischem Leben ein Porträt der Menschheit liefern sollten. Zwar fanden Werke von Bach, Mozart, Beethoven und Chuck Berry ihren Platz auf der Platte, nicht aber der Donauwalzer. Ein Umstand, den man in Wien nie ganz vergessen hat.

„Dass der Donauwalzer damals nicht berücksichtigt wurde, war ein Fehler“, sagt Norbert Kettner, Geschäftsführer des WienTourismus. „Heute feiern wir 200 Jahre Johann Strauss, 125 Jahre Wiener Symphoniker und 50 Jahre ESA – ein idealer Anlass, diese Lücke zu schließen.“ Dass der Walzer längst als klingender Botschafter der Stadt und des Planeten gilt, ist nicht zuletzt Stanley Kubrick zu verdanken. Seit der ikonischen Szene in „2001: Odyssee im Weltraum (1968)“, in der Raumstationen zur Musik von Strauss kreisen, haftet dem Stück etwas Überirdisches an. Schwerelosigkeit, Rotation, Schönheit – vertont in drei Vierteltakt. Für Intendant Jan Nast war die Programmwahl daher logisch: „Wir haben Werke ausgewählt, die sich mit Raum, Zeit und Entdeckung beschäftigen. Der Donauwalzer stand am Ende als musikalisches Statement für Wien.“

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Petr Popelka und die Wiener Symphoniker gestalten den „Waltz into Space“
Petr Popelka und die Wiener Symphoniker gestalten den „Waltz into Space“

„Waltz into Space“: Donauwalzer überholt Raumsonde Voyager 1

Einen weiteren, höchst zeitgemäßen Akzent setzte das Projekt „SpaceNotes“. In weniger als zwei Monaten sicherten sich über 13.700 Menschen aus 92 Ländern jeweils symbolisch eine Note aus der Partitur. Ihre Namen wurden gemeinsam mit dem Musiksignal ins All gesendet. Mit dabei: Staatsoberhaupt, Bürgermeister, Opernstimmen. Musik als verbindendes Zeichen globaler Teilhabe. „Normalerweise senden wir Daten an Satelliten“, kommentierte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher. „Diesmal war es Musik. Die Technologie bleibt dieselbe – die Botschaft ist eine andere.“

Am 1. Juni um exakt 20:30 Uhr MESZ überholte das Signal mit dem Donauwalzer schließlich die Raumsonde Voyager 1 – jenes ferne Objekt, das als Träger der Golden Records seit Jahrzehnten durch die Kälte des Alls gleitet. Eine verspätete Ergänzung, vielleicht – aber nicht weniger würdevoll.

Die Mission ist Teil des Strauss-Jahres 2025, das unter dem Motto „King of Waltz. Queen of Music“ rund 250 Veranstaltungen in allen 23 Bezirken Wiens umfasst. Ein weiterer Auftritt von „Waltz into Space“ ist beim ESA Living Planet Symposium sowie beim Festival „Space in the City“ am Wiener Karlsplatz geplant.

Und während zeitgleich das Finale der Fußball-Champions-League lief, erklang in Wien die Weltraum-Hymne. „Wir sind heute Abend nicht in der Fußball-Champions-League, sondern in der Champions League der klassischen Musik“, so Norbert Kettner augenzwinkernd. „Und heute spielen wir ausnahmsweise im Weltall.“

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