Er war ein Zeitgenosse Mozarts, stammte aus württembergischem Rittergeschlecht und seine Vorliebe galt der Geige: Ernst von Gemmingen, Komponist, etwa von vier Violinkonzerten. Die Partituren fand man erst 1993 auf Burg Hornberg am Neckar, Stammsitz der von Gemmingen. Die erstmals von Kolja Lessing eingespielten Violinkonzerte Nr. 3 und 4 haben in ihrem Ausdruck keck Anleihen von der Opernbühne, ohne direkt zu zitieren. Kolja Lessing nimmt locker, dennoch präzise und mit prononcierten Gesten die geigerischen Hürden im Solopart, der bis zu paganinesken Kapriolen reicht. Ernst von Gemmingen, der die meiste Zeit in Heilbronn lebte, war eben auf der Höhe seiner Zeit. Lessing bringt das verwegen und mit dem gehörigen Übermut. Das Münchner Rundfunkorchester unter Ulf Schirmer spielt mit Schwung in schöner Abstufung und transparent im Klang. Eine spannende Entdeckung an der Schwelle zwischen Mozart und Frühromantik.
CD-Rezension Kolja Lessing
Komponierender Ritter
Ungeahnte Leckerbissen des Repertoires: Kolja Lessing mit Violinkonzerten des Komponisten Ernst von Gemmingen
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