Iván Fischer, neuer Chef des Konzerthaus-Orchesters Berlin, hat Gustav Mahlers Erste eingespielt. An historischem Ort, in Budapest, wo das Werk 1889 uraufgeführt wurde. Mit dem von Fischer vor knapp einem Vierteljahrhundert gegründeten Budapest Festival Orchestra, das immer wieder für Furore sorgt. Iván Fischer gelingt es, die Vielfalt an Musiken und Schichten in Mahlers erster Symphonie ungemein atmosphärisch zu bündeln: Liedzitate, Folklore, Naturlaute, Militärmusik, Wienerisches. Die Nachklänge der jüdisch-böhmischen Lebenswelten aus Mahlers Jugendzeit werden markant artikuliert, idyllische Inseln scheinen sehnsuchtsvoll auf. Einzig die „Durchbruch“-Felder im Finalsatz könnten noch mehr Sprengkraft vertragen. Das Zornige und Verstörende bei Mahler kommt etwas zu kurz. Schließlich trat der Komponist ja einst in Budapest mit seiner ersten Symphonie als junger Wilder auf den Plan.