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CD-Rezension Giuliano Carella – Meyerbeer: Le Prophète

Verzweiflungsseufzer mit Saxofon

Noch immer so faszinierend wie vor 150 Jahren: Giuliano Carella dirigiert Meyerbeers „Le Prophète“ ungekürzt nach der kritischen Neuausgabe

vonRoland H. Dippel,

Bis in die jüngste Zeit gab es in Aufführungen von Giacomo Meyerbeers Hauptwerk „Der Prophet“ drastische Vereinfachungen. Schon vor der Uraufführung musste der gebürtige Berliner in Paris über vierzig Minuten aus seiner mit Explosion und Massenvernichtung endenden Grand Opéra streichen. Am Aalto-Theater Essen spielte man das Drama über die Wiedertäufer in Münster ungekürzt nach der kritischen Neuausgabe. Man hört also den ersten Einsatz eines Saxofons im Opernorchester, dessen Zusammenklang mit dem hellen Heroentenor John Osbornes betörend ist. Giuliano Carella bevorzugt für das berühmte Schlittschuhläufer-Ballett mehr derb-rustikale als urban-elegante Akzente und bringt im Krönungsmarsch die von Meyerbeer genauestens komponierten Massenbewegungen zum Strahlen. Der Funke des Konflikts zwischen der Wirtin Fidès und ihrem zum Propheten aufgebauten Sohn Jean ist noch immer faszinierend wie vor 150 Jahren.

Meyerbeer: Le Prophète

John Osborn, Marianne Cornetti, Lynette Tapia, Albrecht Kludszuweit, Pierre Doyen, Essener Philharmoniker, Giuliano Carella (Leitung)
Oehms Classics

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