Porträt Niek Baar

Ehrlich, leidenschaftlich und obsessiv

Für den niederländischen Geiger Niek Baar muss sich Musik nicht ausschließlich in der Tiefe abspielen.

© Florian Kolmer

Als 16-Jähriger gab Geiger Niek Baar sein Solodebüt bei den Rotterdamer Philharmonikern

Als 16-Jähriger gab Geiger Niek Baar sein Solodebüt bei den Rotterdamer Philharmonikern

Ehrlich, leidenschaftlich, obsessiv: Diese drei Antworten bekommt man von Niek Baar, wenn man ihn um eine genau drei Worte umfassende Selbsteinschätzung bittet. Ob es wohl gelingt, die drei Charakteristika in Übereinstimmung zu bringen mit den weiteren Informationen, die der 1991 in Rotterdam geborene Geiger von sich preisgibt? Das zweite Paganini-­Violinkonzert wird Baar im Januar mit der Philharmonie Rostock spielen, ein Stück, in dem der Geiger sein Instrument „in all seinen Facetten präsentiert“ sieht. Dazu gehört: Virtuosität. Welche Rolle spielt die pure Fingerfertigkeit in seinem Selbstverständnis als Musiker? Eine große, sagt Niek Baar: Seit seiner frühen Jugend habe er die Musik von Paganini, Wieniawski und Sarasate sehr geliebt. „Und immer wieder gibt es Perioden, in denen ich die Musik der Virtuosen besonders gerne übe, spiele und höre.“

Das klingt ehrlich – für Niek Baar muss sich Musik nicht ausschließlich in der Tiefe abspielen. Stichwort Leidenschaft: Die gelte der Violinmusik in ihrer ganzen Breite, selbst Kitschiges wie die Massenet-Meditation gehört da zweifelsfrei dazu. Baar kann selbstverständlich auch seinen Bach, anerkannt gut sogar, beim Leipziger Bach-Wettbewerb erspielte er sich einen dritten Platz, der niederländische Barock-Altmeister Anner Bylsma war einer seiner Mentoren. „Ich glaube schon, dass ich mich so breit wie möglich präsentieren und entwickeln will. Es gibt da nichts, von dem ich sage würde: Dafür werde ich mich nie interessieren.“

Niek Baar hält nach selten gespieltem Repertoire Ausschau

Mit einer solchen stilistischen Breite könnte der junge Niederländer auch der Gefahr entgehen, die immer gleichen Standard-Violinkonzerte aufführen zu müssen. „Es stimmt, man bekommt in den Konzertsälen immer wieder die gleichen Stücke zu hören. Solisten, die jede Woche in einem anderen Land auftreten, haben wohl auch nicht die Zeit, viel neues Repertoire zu lernen.“ Das aber müsse nicht so sein, ist sich Niek Baar sicher. „Ich glaube, für uns Musiker wäre es sehr wichtig, nach selten gespieltem Repertoire Ausschau zu halten und zu schauen, was davon zu mir passt. Für mich war das beispielsweise Robert Schumanns Violinkonzert. Jetzt habe ich es mindestens einmal pro Saison auf dem Programm, manche identifizieren mich schon genau damit. Also möglich ist es!“ – sagt Niek Baar, der obsessiv für seine Musik eintritt.

Termine

Samstag, 23.03.2024 20:00 Uhr Konzerthaus Ravensburg

Niek Baar, Ben Kim

Grieg: Violinsonate Nr. 2 op. 13, Lutosławski: Partita, C. Schumann: Romanzen op. 22, Brahms Violinsonate Nr. 3 op. 108

Freitag, 31.05.2024 19:30 Uhr Konzerthalle Bad Salzuflen

Niek Baar, Symphonisches Orchester des Landestheaters Detmold, Per-Otto Johansson

Webern: Passacaglia d-Moll op. 1, Bruch: Violinkonzert g-Moll op. 26, Debussy: La Mer

Dienstag, 04.06.2024 19:30 Uhr Chirstuskirche Detmold

Niek Baar, Symphonisches Orchester des Landestheaters Detmold, Per-Otto Johansson

Webern: Passacaglia d-Moll op. 1, Bruch: Violinkonzert g-Moll op. 26, Debussy: La Mer

Sonntag, 21.07.2024 11:00 Uhr Alte Abtei Mettlach

Niek Baar, Ben Kim

Kammermusiktage Mettlach

Rezensionen

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