Eine Reise antreten, suchen und das, was man für selbstverständlich hielt, infrage stellen.“ So beschreibt Stéphane Fuget sein Ensemble Les Épopées. Genauso liest sich auch der Lebenslauf des Franzosen. Mit 18 Jahren zog er nach Paris, um am dortigen Konservatorium Klavier, Orgel und Dirigieren zu studieren. Entdeckt hat er aber das Cembalo und mit ihm die Barockmusik. „Was mich wirklich fasziniert hat, war die unglaubliche Freiheit in der Improvisation“, erinnert er sich. „Es war nicht unbedingt das Repertoire selbst, sondern die Freiheit, die ich am Klavier nicht hatte, aber dringend brauchte.“
Den Wunsch, ein eigenes Ensemble zu gründen, hatte er lange Zeit nicht. Erst als er mit seiner Lehrtätigkeit in Gesangsleitung und Barockoper am Conservatoire à rayonnement régional de Paris immer mehr ausprobieren und Grenzen sprengen konnte, reifte in im die Idee, seine eigenen Interpretationsvorstellungen umzusetzen. „Die Arbeit mit meinen Studenten hat in mir den Jugendlichen wiederbelebt, der es liebte zu improvisieren und nach dem zu suchen, was sich hinter der Partitur verbirgt. Da habe ich mir gesagt, dass ich diese Arbeit mit Profis machen möchte“, sagt Fuget. 2018 gründete er Les Épopées, ein bunt gemischtes Ensemble aus erfahrenen Musikern und jungen Nachwuchskünstlern.
Les Épopées: etwas Originelles schaffen
Bereits im ersten Jahr spielte Les Épopées im Schloss Versailles Monteverdis Motetten ein und trat beim Festival de Beaune auf. Auch Arte, France Musique und France TV wurden schnell auf das Ensemble aufmerksam und dokumentierten seine Auftritte. Zwar stehen hauptsächlich Barockopern von Monteverdi oder Lully auf dem Programm von Les Épopées, das Ensemble tritt aber auch mit zeitgenössischer Musik oder Werken der Romantik auf. Für Fuget ist dabei nicht die Epoche ausschlaggebend, sondern der Reichtum, den man zwischen den Noten wiederfindet.
Dieses Wissen gibt er mit seinem Ensemble an den Nachwuchs weiter. „Wir haben ein Festival gemeinsam mit einer Akademie gegründet, denn man lernt meiner Meinung nach viel mehr, wenn man das im Unterricht Gehörte abends im Konzert erlebt“, erklärt er. Und auch dort ist das Wichtigste, was er den jungen Musikern weitergibt: immer tiefer in die Musik einzudringen, weiterzusuchen, etwas Originelles zu schaffen.