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Porträt Jordan de Souza

​​Der Klang des Miteinanders

Als neuer Musikchef in Dortmund sucht der Kanadier Jordan de Souza die Verbindung zwischen Bühne und Stadt.

vonAndré Sperber,

Jordan de Souza will nicht einfach nur dirigieren, er will Klangräume gestalten, in denen Musik und Menschen aufeinandertreffen. Seit Kurzem ist er Generalmusikdirektor am Theater Dortmund und Chefdirigent der Dortmunder Philharmoniker. Ein Amt, das für den gebürtigen Kanadier mit indischen Wurzeln mehr ist als nur der nächste Karriere­schritt. Es ist der Beginn eines neuen Kapitels – beruflich, künstlerisch und persönlich.

„Eigentlich lasse ich mich nicht fürs Dirigieren bezahlen“, sagt de Souza im Gespräch, „das mache ich gern gratis. Vielmehr sehe ich die Bezahlung als Schmerzensgeld dafür, ständig von der Familie getrennt zu sein.“ Ein Satz, der schnell verrät, wo der eigentliche Lebensmittelpunkt des 37-Jährigen liegt. Somit war das Engagement in Dortmund für de Souza nicht nur ein professioneller Glücksfall, sondern eine bewusste Entscheidung: Endlich an einem Ort gemeinsam mit seiner Familie. Ein Ort, an dem sich künstlerische Vision und familiäre Realität vereinen lassen. Dabei war Dortmund zunächst gar nicht Teil seiner Pläne – die Anfrage kam unerwartet. Doch schnell war klar: Hier kann etwas entstehen. De Souza erkennt das Potenzial einer Stadt, die, so schwärmt er, kulturell offen ist, die ein Orchester von hoher Qualität besitzt, den künstlerischen Nachwuchs fördert und Raum für Innovation bietet. Eine „einzigartige Gelegenheit, die Klangkultur weiterzuentwickeln und gleichzeitig neue Impulse zu setzen.“ Seine Vision? Eine, die weit über Programmpunkte und Spielpläne hinausgeht. Es geht um Teilhabe. „Kunst ist ein Urbedürfnis. Die Frage ist: Wie können wir möglichst vielen Menschen Impulse geben, damit sie ihren eigenen kreativen Ausdruck finden?“ Für de Souza bedeutet Musik nicht nur Kunstgenuss, sondern gesellschaftliche Verantwortung.

Im Zentrum steht dabei das menschliche Miteinander. Seine Idee von  künstlerischer Leitung ist geprägt von Respekt und Mitsprache – nicht als Floskel, sondern als Grundhaltung. Musikerinnen und Musiker eines Orchesters sollen nicht nur funktionieren, sondern sich gehört und mitverantwortlich fühlen.

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Fasziniert von der Opernwelt

Ursprünglich ausgebildet als Organist und Chorleiter, entdeckte Jordan de Souza früh seine Leidenschaft für das Dirigieren. Ein Schlüsselmoment war ein Opernbesuch von Wagners „Götterdämmerung“ in seiner Geburtsstadt Toronto. „Ich habe nur den Dirigenten beobachtet und das Orchester und dachte: Das will ich auch können.“ Seitdem ist er von der Opernwelt fasziniert. Diese Begeisterung führte ihn schon bald nach Europa, wo er spätestens als Erster Kapellmeister der Komischen Oper Berlin internationales Aufsehen erregte. Gastdirigate führten ihn seither unter anderem nach Seattle, Zürich, München, Kopenhagen, an die Deutsche Oper Berlin sowie zum Glyndebourne Festival.

Die Liebe zur Oper führte Jordan de Souza nach Europa
Die Liebe zur Oper führte Jordan de Souza nach Europa

Auch stilistisch ist der Dirigent sehr breit aufgestellt: von Bach, der ihm heilig ist, bis Puccini, von Haydn bis Strauss. Eine Spezialisierung? „Schwierig“, sagt er. Seine musikalische Herkunft sei plural.

Seine ansteckende Energie schöpft de Souza aus der Musik selbst. Dirigieren heißt für ihn nicht Selbstverwirklichung, sondern Verbindungen schaffen – zwischen Werk und Wirklichkeit, zwischen Bühne und Stadtgesellschaft. In Dortmund dürfte dieser Anspruch auf fruchtbaren Boden treffen. Und wer Jordan de Souza erlebt, wird ihm wohl glauben, wenn er sagt: „Ich möchte mit möglichst vielen Menschen die Freude an der Musik teilen. Das ist mein einziger Plan.“

Aktuelles Album:

Album Cover für Mahler: Kindertotenlieder

Mahler: Kindertotenlieder

Anna Lucia Richter (Mezzosopran), Gürzenich-­Orchester, Jordan de Souza (Leitung). Myrios

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