Porträt Herbert Schuch

Das Fremde entdecken, das Vertraute wiederfinden

Pianist Herbert Schuch möchte Momente schaffen, die im Gedächtnis bleiben.

© Felix Broede

Ob kraftvoll und voluminös oder zärtlich und hingebungsvoll – dafür reichen Herbert Schuch 88 Tasten. „Das Klavier ist ein Ersatz für alles: die Stimme, das Quartett, das Orchester.“ Der sympathische Wahlkölner ist bekannt für seine dramaturgisch klug durchdachten Konzertprogramme, die er oft gemeinsam mit seiner Frau, der türkischen Pianistin Gülru Ensari, erarbeitet. „Meine Familie ist mir wichtig, und ich merke, wie unvollständig man bleibt, wenn man nur Musik im Leben hat.“ Dabei gibt es noch viel zu entdecken. Besonders angetan haben es ihm Bach, Mozart, Schubert, Beethoven, Schumann und Debussy. Auch zeitgenössische Stücke des Nahen Ostens tauchen in seinem Repertoire auf. Seine ersten Kindheitsjahre verbrachte der 1979 geborene Pianist im rumänischen Banat in Timis‚oara, dem früheren Temeschburg. Mit neun Jahren siedelte er mit seiner Familie ins bayerische Rosenheim über. Weil er als Kind der in Rumänien lebenden deutschsprachigen Minderheit nur wenige Jahre rumänisch sprach, war es für Schuch damals fast so, also würde er nach Hause kommen.

Das Vertraute in sich selbst wiederfinden: Herbert Schuch

2012 hat er gemeinsam mit seiner Frau die Duo-CD „Go East“ eingespielt. „Das Schöne an solchen Zusammenarbeiten ist, dass man das Fremde entdeckt, gleichzeitig aber das Vertraute in sich selbst wiederfindet“, erzählt Schuch, dem im Zuge dieser Einspielung plötzlich wieder längst vergessene Wörter und Phrasen aus dem Rumänischen eingefallen seien. Mit zwölf Jahren kam er bereits am Salzburger Konservatorium unter die Fittiche von Pädagogenlegende Karl-Heinz Kämmerling. Von Alfred Brendel erhielt Schuch später entscheidende Anregungen. Internationales Aufsehen erregte er ab 2004, als er innerhalb eines Jahres drei bedeutende Wettbewerbe in Folge gewann. Hört er sich selber auf Aufnahmen spielen, reagiert er konzentriert, selbstkritisch und mit viel Humor, stets mit dem Ziel vor Augen, auf der Bühne große Momente zu schaffen, die im Gedächtnis bleiben. Dabei ist er sich der Flüchtigkeit seiner Kunst durchaus bewusst: „Im Prinzip versetze ich ja nur Luft in Schwingung.“ Und doch gelingt es ihm immer wieder, den Charakter eines Stücks exakt zu treffen und seinen Hörern zu offenbaren.

Album-Tipp

Ligeti: Musica Ricercata für Klavier

Herbert Schuch (Klavier)

Termine

Samstag, 06.04.2024 20:00 Uhr Schloss Neubeuern

Tobias Feldmann, Herbert Schuch

Mozart: Violinsonate KV 377, Lutosławski: Partita für Violine & Klavier, C. Schumann: Drei Romanzen op. 22, Dietrich/Schumann/Brahms: F.A.E.-Sonate

Donnerstag, 18.04.2024 20:00 Uhr Piano Salon Christophori

Herbert Schuch

Mozart-Marathon
Freitag, 19.04.2024 20:00 Uhr Piano Salon Christophori

Herbert Schuch

Mozart-Marathon
Samstag, 27.04.2024 20:00 Uhr Liederhalle Stuttgart

Sebastian Manz, Maximilian Hornung, Herbert Schuch

Rota: Klarinettentrio, Martinů: Cellosonate Nr. 2, Brahms: Klarinettensonate f-Moll op. 120/1 & Klarinettentrio a-Moll op. 114

Donnerstag, 13.06.2024 20:00 Uhr Volkshaus Jena

Herbert Schuch, Philharmonischer Chor Jena, Jenaer Philharmonie, Simon Gaudenz

Brahms: Schicksalslied op. 54 & Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83, Lang: Harmony and Understanding

Freitag, 14.06.2024 20:00 Uhr Volkshaus Jena

Herbert Schuch, Philharmonischer Chor Jena, Jenaer Philharmonie, Simon Gaudenz

Brahms: Schicksalslied op. 54 & Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur op. 83, Lang: Harmony and Understanding

Samstag, 22.06.2024 20:00 Uhr Tonhalle Düsseldorf
Sonntag, 14.07.2024 11:00 Uhr Antje Tesche-Mentzen Hafendorf

Herbert Schuch

Immling Festival
Samstag, 28.09.2024 19:30 Uhr Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium Icking

Jonian Ilias Kadesha, Herbert Schuch

Beethoven: Andante favori, Franck: Violinsonate A-Dur, Bartók: Violinsonate Nr. 1

Rezensionen

Rezension Daniel Müller-Schott – Grieg: Werke für Cello & Klavier

Zarte Linien

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Buttersanft und bissig

Mit Klarinettist Sebastian Manz und Pianist Herbert Schuch lassen zwei kongeniale Künstler ihrer schieren Musizierlust freien Lauf. weiter

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Pulsierender Gestus

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