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200. Geburtstag von Johann Strauss

Walzerwahn und Weltenglanz

Die Musikwelt feiert ihren Walzerkönig: Heute wäre Johann Strauss (Sohn) zweihundert Jahre alt geworden.

vonAndré Sperber,

Zwei Jahrhunderte ist es her, dass am 25. Oktober 1825 in Wien ein Komponist das Licht der Welt erblickte, der die Musikstadt noch einmal neu erfinden sollte. Johann Strauss, der Jüngere, der „Walzerkönig“, hat mit seiner Musik die Grenzen zwischen Ballsaal und Konzertsaal, zwischen tänzerischer Unterhaltung und hochkarätiger Kunst aufgehoben. Kaum ein anderer Komponistenname steht so sehr für die Leichtigkeit und Lebenslust einer Epoche – und doch schwingt in seinen Melodien stets auch eine feine Melancholie, ein Wissen um die Vergänglichkeit des Augenblicks.

Werke wie „An der schönen blauen Donau“, „Geschichten aus dem Wienerwald“ und der „Kaiser-Walzer“ sind längst zu klingendem Weltkulturerbe avanciert. Strauss – der übrigens angeblich selbst nicht tanzen konnte – war nicht nur ein genialer Melodiker, sondern auch ein umtriebiger Dirigent. Schon zu Lebzeiten wurde er in London, Paris und New York gefeiert, und spätestens als er 1872 mit einem fast tausendköpfigen Orchester beim Boston Peace Jubilee auftrat, war klar: Die Wiener Tanzmusik hatte die Welt erobert. Dabei war Johann Strauss‘ Weg zum Ruhm keineswegs ein leichter: Der Vater, selbst ein gefeierter Tanzkapellmeister, hatte für den Sohn eigentlich eine Beamtenlaufbahn vorgesehen. Bis zu dessen Tod war ihr Verhältnis von Rivalität geprägt.

Zwischen Rausch und Realität

Doch Strauss war weit mehr als ein Schöpfer von Walzern und Polkas. Seine Operetten, allen voran „Die Fledermaus“ (1874) und „Der Zigeunerbaron“ (1885), machten ihn endgültig auch zum Meister des musikalischen Theaters. Mit feinem Witz und gesellschaftskritischem Unterton zeichnete er darin ein Bild der Donaumonarchie, das zwischen Rausch und Realität pendelte. Wo Offenbach die Pariser Operette zur Satire formte, ließ Strauss sie in Wiener Charme und bittersüßer Sehnsucht schimmern.

Mit dem heutigen 200. Geburtstag gelangt das laufende Strauss-Jahr zu seinem Höhepunkt; die Musikwelt feiert ihren Walzerkönig bereits seit Monaten mit Konzerten, mit Neuaufnahmen, Operettenrevivals und einer Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Doch auch jenseits aller Jubiläumsfeiern bleibt seine Botschaft zeitlos: Lebensfreude als Kunstform.

Musiktheater-Empfehlungen anlässlich des 200. Geburtstags von Johann Strauss (Sohn) finden Sie auch in unserer aktuellen Opern-Tippkolumne.








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