Erfurt bekommt einen Eiffelturm – zumindest für knapp drei Wochen im August. Denn jeden Sommer verwandeln sich die Erfurter Domstufen zu einer eindrucksvollen Schaubühne des Musiktheaters – in diesem Jahr zeigt das Festival Giacomo Puccinis „La bohème“. Für das Regiespektakel verantwortlich zeichnet Matthew Ferraro, der zuletzt mit einer teuflisch eindrucksvollen Inszenierung von Gounods „Faust“ in Erscheinung getreten ist. Neben einer 16 Meter hohen Kopie des Pariser Wahrzeichens, versprechen eine 22 Meter lange Rutsche, über die die Darstelle mit Teppichen die Domstufen herunterrutschen, und über 220 maßgeschneiderte Kostüme, zu Blickfängern dieses sommerlichen Highlights zu werden.
„La bohème“ erzählt die bewegende Geschichte einer Gruppe junger Künstler im Paris des 19. Jahrhunderts, die zwischen Armut, Liebe und Lebenslust ihren Alltag meistern. Im Mittelpunkt steht die zarte Romanze zwischen dem Dichter Rodolfo und der schwerkranken Näherin Mimì. Ihre Liebe blüht auf, doch wird bald von Krankheit und sozialer Not überschattet. Die Oper verwebt emotionale Tiefe mit ergreifender Musik und zeichnet ein poetisches Bild vom flüchtigen Glück. Am Ende bleibt nur die Erinnerung an eine große, tragische Liebe. Mehr noch aber ist es ein musikalisches Bekenntnis zum kulturellen Topos der Bohemiens, die dank Henri Murgers literarischer Vorlage zu einem zeitlos-nostalgischen Klassiker der europäischen Kulturgeschichte avancierten.
