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Rezension Alois Mühlbacher – Broken Eyes

Profunde Deutlichkeit

Countertenor Alois Mühlbacher singt mit schmeichelnd weicher Diktion und spritueller Aura Solo-Kantaten von Johann Sebastian Bach.

vonRoland H. Dippel,

Sein helles Timbre hat den knabenhaften Klang abgestreift. Trotzdem ist der junge Oberösterreicher Alois Mühlbacher im Kreis seiner exquisiten Counter-Kollegen noch immer ein Sonderfall. Er wird den naheliegenden Weg zum heroischen Kastratenfach wahrscheinlich längere Zeit nicht einschlagen. Dabei zeigten auch Mühlbachers Auftritte als Amor in Cavallis „Pompeo Magno“ bei Bayreuth Baroque 2025 eine zunehmend dramatische Zielorientierung und Kraft. Auf diesem 2023 aufgenommenen Album überrascht der Sänger mit der selten zu hörenden Sopran-Fassung der als Paradestück für tiefe Männerstimme berühmten Kantate „Ich habe genug“. Das von Mühlbacher und seinem Mentor Franz Farnberger gegründete, nach einem Textdichter des Thomaskantors Bach benannte Ensemble Pallidor setzt seidige bis herbe Akzente. Mühlbachers Vertrauen in den musikalischen Langzeitgefährten ermöglicht eine unspektakuläre Instrumentalführung, welche die Gesangsstimme stützt und dabei nie beschönigend umhüllt. Die Diktion ist von schmeichelnder Wachheit und bewahrt dennoch eine spirituelle Aura. Trotz einer umfangreichen Konkurrenz-Diskografie zeigt dieses Album signifikante Individualität, ohne streng zu werden.

Alois Mühlbacher
Alois Mühlbacher

Broken Eyes
J. S. Bach: Ich habe genug BWV 82, Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust BWV 170 u. a.

Alois Mühlbacher (Countertenor), Pallidor, Franz Farnberger (Leitung)
Solo Musica

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