In den Fugen des ersten und dritten Akts sowie den vielen eher statischen Chorszenen scheint noch die Entstehungsgeschichte der Oper „Samson und Dalila“ durch. Ein Oratorium hatte Camille Saint-Saëns komponieren wollen, wie es der zugrunde liegende alttestamentarische Stoff aus dem Buch der Richter nahelegt. Doch Librettist Ferdinand Lemaire überredete ihn, die heldenhafte Geschichte des Hebräers Samson und der schönen Philisterin Dalila in eine Oper zu verwandeln. Bereits 1859 skizzierte Saint-Saëns den Eingangschor „Dieu d’Israël“. Acht Jahre später schrieb er die berühmte Arie des zweiten Aktes „Mon cœur s’ouvre à ta voix“, mit der es Dalila gelingt, Samson, dem Feind ihres Volkes, das Geheimnis seiner übermenschlichen Kräfte zu entlocken und zu besiegen.
Bis die Oper in ihrer Endfassung vorlag, vergingen nochmals neun Jahre. Nach einer Soirée, bei der der Komponist im privaten Kreis erste Szenen vorstellte, notierte er: „Keine Reaktion – nicht einmal aus Höflichkeit wurde applaudiert.“ Dafür war die Weimarer Uraufführung ein triumphaler Erfolg. (SI)