Seit Jahrhunderten geistert die mythologische Figur der Melusine durch die europäische Sagenwelt und Literaturgeschichte. Das wassergeborene Fabelwesen schenkt laut Überlieferung jenem Gatten Glück, der ihre wahre Gestalt – meist mit nicht-menschlichem Unterleib in Schlangen- oder Fischform – nicht zu Gesicht bekommt. Für seine Oper „Melusine“ griff Aribert Reimann auf eine literarische Adaption des deutsch-französischen Schriftstellers Yvan Goll zurück, der den Stoff ins Frankreich vor dem Ersten Weltkrieg verlegte und mit Aspekten des alltäglichen Lebens verband. Dort leidet Melusine unter der kleinbürgerlichen Engstirnigkeit von Mutter und Ehemann. Trost findet sie in der Pflege eines verwilderten Parks, der jedoch einem Schloss weichen soll. Gegen dessen Bau setzt sie sich mit aller Verführungskraft vergeblich zur Wehr. Ihre verbotene Liebe zum Bauherrn, dem Grafen von Lusignan, führt schlussendlich ins Verderben – am Ende steht das Schloss in Flammen. Mit expressiven Koloraturen und einer vielschichtigen, atonalen Tonsprache schafft Reimann eine eindringliche Parabel auf das menschliche Scheitern im Angesicht der Natur.
Reimann: Melusine
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„Wir sollten das auch mal spielen!“
Das Goldmund Quartett hört und kommentiert Aufnahmen von Kollegen, ohne dass es weiß, wer spielt.
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