„Lulu ist meine number one“, sagt die kalifornische Koloratursopranistin Juliana Zara, die seit zwei Spielzeiten dem Ensemble des Staatstheaters Darmstadt angehört. Dort schlüpft sie ab März in die Rolle dieser hocherotisierten Figur, die alle Männer in den Wahnsinn und schließlich ins Verderben sürzt. Als Inbegriff einer Femme fatale wird die Protagonistin aus Frank Wedekinds Skandaldrama, das Alban Berg 1928 zu einer Oper vertonte, gemeinhin rezipiert. Mit diesem Begriff, der einer rein männlichen Perspektive entspringt, kann Zara allerdings wenig anfangen. Sie sieht in der männerverschleißenden Lulu das weibliche Gegenbild des Frauenhelden Don Juan, der durch Mozart ja ebenfalls die Opernbühnenweihe erhielt. Wenn man diese beiden Figuren durch die moralische Brille betrachte, blieben ihre Charaktere flach und fahl. Diese Einsicht dürfte Regisseurin Eva-Maria Höckmayr teilen und uns eine Lulu vorführen, die nicht als Sündenbock herhalten muss, um die klassischen Machtverhältnisse zu wahren, sondern die sich mit ihrer Weiblichkeit als eigenständige Frau behauptet, deren rätselhafte Aura keiner durchdringen kann. (SI)
Termintipp
Berg: Lulu
© Lottermann and Fuentes
Termine
Vergangene Termine
-
So., 12. März 2023 18:00 UhrStaatstheater Darmstadt, Darmstadt
Festival
Auch interessant
-
Opern-Tipps im Februar 2025: Die Oper und das Meer
Nah am Wasser gebaut
Die vielfältigen und imposanten Erscheinungsformen des Meeres inspirierten auch Komponisten zu bildgewaltigen Meisterwerken des Musiktheaters.
-
Interview Daniel Cohen
„Sie ist plump, sie ist schludrig, sie ist menschlich“
Daniel Cohen, Generalmusikdirektor am Staatstheater Darmstadt, über seine späte Leidenschaft für die Oper, seine komplexe Beziehung zu Richard Wagner – und über eine gescheiterte Komponistenkarriere.

