Startseite » Rezensionen » Schwer verdaulich

CD-Rezension Michael Schønwandt

Schwer verdaulich

Fantastisch musiziert: Ersteinspielung der längsten dänischen Sinfonie der Musikgeschichte

vonAndreas Falentin,

Der dänische Komponist Paul von Klenau (1883-1946) war durch und durch germanophil. Bis 1939 lebte er, offenbar gerne, in Deutschland. Dann kehrte er nach Dänemark zurück und schrieb in nur fünf Jahren fünf Sinfonien, in denen er vor allem seine enge Beziehung zur deutschen Kultur verarbeitete. Die nur als Autograph vorliegende, ein halbes Jahr vor seinem Tod vollendete Neunte kann dabei als eine Art Opus summum betrachtet werden. 90 Minuten und acht Sätze dauert diese sowohl postromantische als auch postmoderne Monstrosität, die von Marschmusik bis hin zu Zwölftonreihen nahezu alles aufbietet, was die Musikgeschichte hergibt, inklusive eines fast kompletten Requiems mit zusätzlichen Latein-Zeilen des Komponisten. Das von Michael Schønwandt 2014 furios, aber mit Augenmaß live ersteingespielte Klang-Ungetüm ist hervorragend musiziert, fantastisch produziert – und dennoch schwer verdaulich.

Klenau: Sinfonie Nr. 9
Cornelia Ptassek (Sopran), Susanne Resmark (Alt), Michael Weinius (Tenor), Steffen Bruun (Bass), Danish National Concert Choir, Danish National Symphony Orchestra, Michael Schønwandt (Leitung)
DaCapo (2 CDs)

Auch interessant

Rezensionen

Termine

Aktuelle Rezensionen

Anzeige

Audio der Woche

Bach trifft Brahms – J. S. Bach-Stiftung auf historischen Instrumenten der Brahms-Zeit

Mit der reizvollen Kombination aus Bachs Kantate BWV 27 und Brahms’ Ein deutsches Requiem spannt diese elektrisierende Liveaufnahme unter dem Dirigat von Rudolf Lutz einen Bogen zwischen zwei musikalischen Giganten und erkundet zugleich das romantische Potenzial Bachs.

Newsletter

Jeden Donnerstag in Ihrem Postfach: frische Klassik!