Der aus Prag stammende Hans (Hanuš) Winterberg studierte in den 1920ern bei Lehrern wie Alexander von Zemlinsky und Alois Hába. 1945 wurde Winterberg nach Theresienstadt deportiert, er überlebte die Shoah und zog in der Nachkriegszeit nach Bayern. Seine fünf Klaviersonaten entstanden zwischen 1936 und 1950 und sind geprägt von den unterschiedlichen Impulsen aus der Avantgarde der Zwischenkriegszeit. Damit bieten sie ein faszinierendes Panorama der Epoche: Die verdichtete Expressivität des Schönberg-Kreises, die Farbintensität und duftigen Gestalten von Debussy und Ravel, die Intensität und Gefühlstiefe von Janáček, modern stilisierte Folkloreelemente, Neoklassizismus, quasi klanglicher Kubismus und vieles mehr sind in diesen Stücken voll praller Musikalität und Klangimagination herauszuhören. Gleichzeitig zeigen sie eine markante individuelle Handschrift in der konkreten Verarbeitung. Der Pianist Jonathan Powell hat alle fünf Sonaten aufgenommen, drei davon als Weltersteinspielungen. Er spielt diese wundervollen Werke mit prägnanter Linienführung, energetisch, farbintensiv, atmosphärisch verdichtet, insgesamt mit großer Gestaltungskraft. Dieses Album ist ein echter Gewinn fürs Repertoire.

Winterberg: Sämtliche Klaviersonaten
Jonathan Powell (Klavier)
EDA