Die Oper „Judita“ des 1948 in Split geborenen kroatischen Komponisten Frano Parać wurde 2000 in seiner Heimatstadt uraufgeführt. Das Libretto geht zurück auf ein Epos des aus Split stammenden Dichters Marko Marulić, der um 1500 lebte und als Vater der kroatischen Literatur gilt. Weil Split seit dem Mittelalter durch Angriffe von Venezianern, Tataren und Osmanen bedroht war, bestand eine Identifikation mit dem Topos aus dem alttestamentarischen Buch Judit, das erzählt, wie sich die belagerten Israeliten gegen Feinde zur Wehr setzen. „Judita“ hat Parać im Stil gemäßigter Moderne komponiert. Das Werk ist groß besetzt, oft klangmächtig mit massiven, eindrucksvollen Chören. Es gibt hochdramatische Arien und zwischengeschaltete Szenen mit nervös-dramatischem Realismus, ja mitunter Naturalismus. Der Orchesterpart ist farbenreich gestaltet und passagenweise rhythmisch energiegeladen. Das ist ansprechend und durchaus packend, auf Dauer aber etwas viel Pathos und Aufgeregtheit. Dennoch: Eine reife Leistung sämtlicher Vokalsolisten, des gut aufgestellten Kroatischen Rundfunkchors, des auch im Dramatischen kundigen Münchner Rundfunkorchesters unter der leidenschaftlichen Leitung von Ivan Repušić. Interessante Repertoire-Erweiterung.

Parać: Judita
Sofija Petrović (Judita), Evelin Novak (Ruta), Diana Haller (Abra), Stjepjan Franetović (Ozija), Matteo Ivan Rešić (Akior), Ivica Čikeš (Oloferne), Matija Meić (Vagav), Sava Vemić (Eliakim), Kroatischer Rundfunkchor, Münchner Rundfunkorchester, Ivan Repušić (Leitung)
BR Klassik




