Für Lesungen stehen Sie mit Alban Gerhardt und David Orlowsky auf der Bühne. Welche Synergien ergeben sich aus der Verbindung von Musik und Literatur?
Christian Berkel: Als Jugendlicher habe ich während des Lesens oft Klassik gehört und festgestellt, dass ich dadurch später starke emotionale Erinnerungen an die Leseerlebnisse hatte. Etwas Ähnliches ergibt sich im Moment der Lesung auf der Bühne. Wahrscheinlich überträgt sich diese Wirkung auch auf die Zuhörer.
Welche Rolle spielt Musik beim Schreiben für Sie?
Berkel: Beim Schreiben wäre Musik zu dominant, nur beim Lesen funktioniert das gut. Ein konkretes Beispiel ist die Lektüre von Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, die in meinem neuen Roman „Sputnik“ einen wichtigen Raum einnimmt. Dabei hörte ich immer Beethovens viertes und fünftes Klavierkonzert. Ich kann Ihnen überhaupt nicht sagen, warum. Es war spontan und passte.
Wie ist Ihr Verhältnis zur Oper?
Berkel: Ab elf, zwölf ging ich regelmäßig in die Oper, aber schon bald fiel es mir schwer, die szenischen Umsetzungen, die damals noch etwas behäbiger waren, auszuhalten. Das änderte sich erst mit der Aufzeichnung von Chéreaus „Ring“ und später mit den Inszenierungen von Peter Sellars. Es hat sich enorm viel getan in der Oper, aber ich bin doch noch mehr ein Theatermensch. Wenn es möglich ist, gehe ich heute aber sehr gerne ins Konzert. Und ich liebe Bach über alles.