Das Young Euro Classic Festival bringt seit mehr als zwanzig Jahren Jugendorchester aus aller Welt im Berliner Konzerthaus zusammen, um einen Beitrag für Offenheit und Dialog, für Europa, Berlin und die Gesellschaft zu leisten und gleichzeitig den musikalischen Nachwuchs zu fördern. Unter dem Motto „Hier spielt die Zukunft“ rief der Deutsche Freundeskreis europäischer Jugendorchester e.V. (DFK) das Festival Young Euro Classic im Jahr 2000 ins Leben. Nun steht das Festival wieder in den Startlöchern. Vom 30. Juli bis 15. August sind im Konzerthaus Berlin eine Auswahl hervorragender Jugendorchester zu hören. Das Organisationsteam konnte fast wieder aus dem Vollen schöpfen und bietet zu den fein kuratierten Programmen ein üppiges Rahmenprogramm, das sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Im vergangenen Jahr musste das komplette Festival mit Orchestern von Usbekistan bis Uruguay aufgrund der Pandemie abgesagt werden. Stattdessen lauschte das Publikum im Sommer 2020 an zehn Tagen einem neu konzipierten Programm aus erlesenen Kammermusikwerken, gespielt von jungen Musikerinnen und Musikern der Berliner Musikhochschulen, des Bundesjugendorchesters sowie des European Union Youth Orchestra. In diesem Jahr können viele Jugendorchester wieder nach Berlin kommen, die im letzten Jahr zu Hause bleiben mussten. Sie bringen neue Programme mit, die dem seit Oktober 2020 geltenden Hygieneplan des Konzerthauses angepasst sind. Ohne PCR-Test sind maximal sechzig Musikerinnen und Musiker auf der Bühne und Konzerte von maximal siebzig Minuten Dauer erlaubt, was einen bemerkenswerten Effekt auf die Programmplanung hat: Statt Strauss, Mahler und Strawinsky mit ihren gewaltig besetzten Partituren sind diesmal klassisch-romantisches Repertoire, Neue Musik und faszinierende Arrangements eine willkommene Chance, dem Publikum Bekanntes und Überraschendes zu präsentieren.

© Lars Reimann

Bietet jungen Talenten eine Bühne: Das Young Euro Classic

Bietet jungen Talenten eine Bühne: Das Young Euro Classic

Ein Festival im Festival

Das Festival hat die erzwungene Krise außerdem genutzt, um ein Festival im Festival zu etablieren. Mit Next Generation schafft Young Euro Classic einen kindgerechten Zugang zu Kultur und Kreativität und eine Plattform für die Jugend und ihre Talente. Es ermöglicht pandemiekonforme Begegnungen mit Gleichaltrigen rund um Musik mit verschiedenen Inhalten wie Tanz, Film und Journalismus. Vom 28. Juli bis 6. August finden Workshops für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren statt.

Fachleute der jeweiligen Sparten leiten die Jugendlichen an, europäische Märchen mit Bewegung umzusetzen, das Festival mit einem Blog medial zu begleiten oder Filmmusik kennenzulernen. Auch ein sprachbezogenes Event bindet Jugendliche ein: „EUROPA – Meine Heimat? Meine Zukunft?“ wirft ein Schlaglicht auf die Auseinandersetzung mit dem Kontinent. Die Schauspieler Olivia Marei und Boris Aljinovic lesen Texte von Berliner Oberschülerinnen und Oberschülern über Reisefreiheit, Frieden, Demokratie, Bürokratie und Verwaltungschaos. So entsteht ein Format, bei dem von Gedichten über Essays bis zu eindrucksvoller Slam-Poetry alles dabei sein kann.

Pflege internationaler Freundschaften

Der 8. August wird zum Familientag: In einer Matinee zeigen Musikschüler und Musikschülerinnen der Musikschule Paul Hindemith aus Berlin-Neukölln, was sie zusammen mit ihren Mitstreitern aus dem französischen Pau in der gemeinsamen Probenphase erarbeitet haben. Nachmittags fliegt die Puppenphilharmonie Berlin in ferne musikalische Welten.
Beim Eröffnungskonzert am 30. Juli präsentiert sich ein deutsch-französisches Ensemble, das zusammengesetzt ist aus Mitgliedern des Bundesjugendorchesters und dessen französischem Pendant, dem Orchestre Français des Jeunes. Damit wird die lange Tradition der bi-nationalen Jugendorchester bei Young Euro Classic neu belebt. Auch wenn Frankreich gewissermaßen vor der Haustür liegt, ist die deutsch-französische Freundschaft und Verständigung ein immerwährendes europäisches Anliegen, dem sich auch Young Euro Classic verpflichtet fühlt.

© David von Becker

Konzerthaus Berlin

Noch immer ist die Anreise aus anderen Kontinenten derzeit stark erschwert, dafür bilden diesmal drei Ensembles aus Süd- und Südosteuropa einen Schwerpunkt: die nationalen Jugendorchester aus Portugal, Spanien und Rumänien sowie das Greek Youth Symphony Orchestra, das mit der Wahl von Beethovens „Eroica“ an die griechische Revolution von 1821 erinnert.

Kubanische Klänge und Klassik-Stars

Ein Ensemble wagt sich dennoch über den großen Teich: Das Orquesta del Lyceum de la Habana kommt aus Kuba, um europäische Klassik und lateinamerikanisches Temperament zusammenzubringen. „Mozart y Mambo“ beweist, dass es nicht immer die großen symphonischen Gipfelstürme sein müssen, um das Konzerthaus zum Schwitzen zu bringen.
Einen weiten Weg vom Ural macht noch das Chelyabinsk Symphony Orchestra, das mit dem Starpianisten Denis Matsuev auftritt.

International besetzt sind das Moritzburg Festival Orchester um den Cellisten Jan Vogler, das Schleswig-Holstein Festival Orchestra, und die 2013 gegründeten LGT Young Soloists, die ihr Festival-Debüt geben. Die schwedische Truppe O/Modernt unter ihrem charismatischem Leiter Hugo Ticciati hat ein Programm zusammengestellt, das starke Frauenfiguren musikalisch würdigt. Abgerundet wird das bunte Programm vom niederländischen Ensemble „Jong Metropole“ mit ihrem Big-Band-Sound, dem Bundesjugendballett und den langjährigen Festival-Gefährten aus dem deutschsprachigen Raum, dem Bundesjugendorchester und dem Wiener Jeunesse Orchester. Die Konzerte vom 5.–9. August 2021 werden als Open-Air-Übertragung auf den Gendarmenmarkt gestreamt.