Bei Mozart schlägt das Herz eines jeden Klassikliebhabers unweigerlich höher. Wer hat nicht eine Kindheitserinnerung an seine erste „Zauberflöte“ im Provinztheater der Heimatstadt, spürt noch immer das erhabene Erschaudern bei den Pauken im „Dies Irae“ seines Requiems oder schmunzelt wohlwollend über die Genialität seines Schöpfers, wenn es einmal mehr heißt: nicht schon wieder „Eine kleine Nachtmusik“. Mozart bewegt, begeistert und bleibt allgegenwärtig. Er ist Geschichte und schreibt Geschichte – seit bald 270 Jahren.
So hat die Mozartwoche Salzburg, die 1956 zu Ehren des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt ins Leben gerufen wurde, im kommenden Jahr gleich doppelten Grund zum Feiern: den 270. Geburtstag des Komponisten und das 70. Jubiläum des Festivals. Eine doppelte Erfolgsgeschichte, die das neue Festivalmotto „lux æterna“ treffend einfängt. Denn mit diesem „ewigen Licht“ endet zwar das Requiem, Mozarts unvollendetes, durch seinen Schüler Franz Xaver Süßmayr ergänztes Vermächtnis. Dessen Musik, sein Geist und seine künstlerischen Werte aber strahlen ewig in uns weiter.
Mozartspezialist eröffnet das Festival
Den feierlichen Auftakt am 22. Januar im Großen Saal der Stiftung Mozarteum gestalten Adam Fischer und das Danish Chamber Orchestra mit den Ouvertüren zu „Lucio Silla“, „Mitridate, re di Ponto“ und „La clemenza di Tito“ – Werke, die sowohl auf die frühe als auch auf die späte dramatische Schaffensphase des Komponisten rekurrieren. An ihrer Seite glänzt die gefeierte Mezzosopranistin Emily D’Angelo, die mit Arien von Monteverdi, Händel und Mozart Auszüge aus ihrem aktuellen künstlerischen Schwerpunkt präsentiert.

Unter Mozarts Bühnenwerken nimmt „Die Zauberflöte“ einen besonderen Rang ein, wenn nicht gar den Schlüsselplatz. 1791 vollendet, vereint das Singspiel märchenhafte und kindgerechte Elemente mit freimaurerischen Symbolen, aufklärerischen Gedanken und einer Kompositionskunst, die gleichermaßen eingängig wie innovativ ist. Die fantastische Handlung lädt zum Träumen ein, die bunte Figurenvielfalt fordert von Regisseurinnen und Regisseuren packende Konzepte. Für die Jubiläumsausgabe übernimmt Festivalintendant Rolando Villazón selbst die Regie und bringt eine „Zauberflöte“ ins Haus für Mozart, die mit großen Namen wie Franz-Josef Selig sowie spannenden Vertreterinnen und Vertretern der jüngeren Generation, etwa Kathryn Lewek oder Theodore Platt, international besetzt ist (23., 27. & 30.1., 1.2.). Wie sehr das Werk über die Oper hinausstrahlt, zeigen zahlreiche weitere Programmpunkte: von interaktiven Konzerten für die ganze Familie bis zum Film „The Magic Flute“ (2022).
Hochkarätige Orchesterkonzerte
Wie kaum ein anderes Orchester stehen die Wiener Philharmoniker für Orchesterkultur auf Weltniveau – und seit der Festivalgründung begleiten sie die Mozartwoche als enge Freunde. In diesem Jahr reisen sie nicht nur mit renommierten Gastdirigenten und Solisten an, sondern auch mit Sternstunden der Konzertliteratur schlechthin. María Dueñas eröffnet die Reihe mit Mendelssohns Violinkonzert (24.1.), gefolgt von Daniel Ottensamer, der Mozarts wehmütig stimmendes Klarinettenkonzert – ebenfalls ein Meisterwerk seines letzten Lebensjahres – interpretiert (28.1.). Schließlich brilliert Starpianist Igor Levit mit dem prachtvoll orchestrierten Klavierkonzert C-Dur KV 467, dessen seiltänzerisch schwebender Mittelsatz über die Klassikszene hinaus Weltruhm genießt (31.1.).

Mozart lebt
Dass Mozart tatsächlich überall und jederzeit zu begeistern vermag, beweist das Abschlusskonzert von Rolando Villazón und Daniel Hope mit dem Havana Lyceum Orchestra (1.2.). Neben einem farbenreichen Bouquet an Werken des Salzburger Meisters erklingen Kompositionen seines französischen Zeitgenossen Joseph Bologne, geboren in Guadeloupe, sowie eine Uraufführung des Salzburger Komponisten Karim Zech. Die Kantate, basierend auf Worten aus Mozarts Briefwechsel, verbindet geschickt Tradition und Gegenwart. Zech, 2004 in Salzburg geboren und derzeit Kompositionsstudent am Mozarteum, stellt damit eindrucksvoll unter Beweis, wie lebendig Mozarts Geist in seiner Heimatstadt weiterwirkt. Ergänzt wird das Programm durch ein Klavierkonzert zu vier Händen – ein starkes Symbol für Kreativität und die bleibende Kraft von Mozarts Erbe.
Zu den weiteren Höhepunkten zählen Auftritte hochkarätiger Orchester, Ensembles und Solisten: Die Camerata Salzburg musiziert mit Maria João Pires sowie mit Avi Avital, Xavier de Maistre und Gregory Ahss. Zudem geben sich das Chamber Orchestra of Europe, Jordi Savall mit Le Concert de Nations und das Hagen Quartett mit seinem Abschiedskonzert von der Mozartwoche die Ehre.

Multimediale Blickwinkel der Mozartwoche
Mozart inspiriert seit jeher die Filmkunst, was die Veranstaltung „Amadé in Black & White“ im traditionsreichen Mozartkino illustriert, ebenso wie die Einblicke in das reiche Archiv der Ton- und Filmsammlung.
Auch das Marionettentheater – eine echte Salzburger Institution – darf nicht fehlen. Mit „Der alte Baum“, einem poetischen Marionettenabenteuer, das bereits 2023 große Erfolge feierte, nimmt die Mozartwoche eine Produktion ins Programm, die Groß und Klein gleichermaßen bezaubert. Schon das prächtig verzierte Spitzbogengewölbe des historischen Theatersaals in der Schwarzstraße 24 ist den Besuch wert. Und wer weiß: Vielleicht hat Mozart selbst bei einem Spaziergang durch die Stadt auch über Begrünung und Natur sinniert – seine zahlreichen Briefe und Autografen verraten womöglich mehr. Doch Vorsicht: Die beliebten Zusatzveranstaltungen, darunter auch das Konzert und das Quiz im Café Classic, sind rasch ausgebucht.
Geburtstagsserenade vom Chef persönlich
Ein besonderes Highlight erwartet die Besucherinnen und Besucher schließlich am 27. Januar um 18:30 Uhr am Universitätsplatz 14, nur wenige Schritte von Mozarts Geburtshaus entfernt: Dort lädt Rolando Villazón zu einem ganz persönlichen Geburtstagsständchen für den Jubilar ein.