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Vielfalt der Sinfonik

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Musikfest Berlin 2025

Das Musikfest Berlin holt zu Beginn der Spielzeit große internationale Orchester und Ensembles in die Hauptstadt.



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Eine europäische Metropole, mehrere runde Geburtstage, Musik aus praktisch allen Epochen und sinfonischen Genres und Gastensembles aus acht Ländern – da einen großen Schwerpunkt, geschweige denn ein Motto zu setzen, erscheint unmöglich. Darum geht es auch gar nicht beim Musikfest Berlin, ganz im Gegenteil: Das rund dreiwöchige Orchesterfestival, das immer zu Spielzeitbeginn stattfindet, präsentiert möglichst breit die innovative künstlerische Arbeit der großen internationalen Orchester und Ensembles im Bereich der klassischen und modernen Musik. Neben dem bekannten Repertoire sollen vor allem Raritäten und weniger bekannte Preziosen dem Publikum vertraut gemacht werden.

Aber um das Geheimnis um die europäische Metropole zu lüften: Es handelt sich hier um die Musikstadt Paris, die in mehreren Konzerten durch zahlreiche französisch geprägte Programme zum Klingen gebracht wird. Die Bigband der Deutschen Oper Berlin etwa feiert ihr zwanzigjähriges Bestehen mit französischem Jazz, der die Kultur des 20. Jahrhunderts maßgeblich prägte: Zunächst stand er für den Freiheitskampf und Widerstand während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, ehe er den Zeitgeist der Nachkriegsgeneration mit ihren existenzialistischen Strömungen mitprägte. Zahlreiche amerikanische Jazzmusiker kamen zu dieser Zeit nach Paris und trafen dort auf andere Größen der französischen Kulturszene.

Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla und das Orchestre Philharmonique widmen sich dem Reisen, den Naturgewalten und der Technik
Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla und das Orchestre Philharmonique widmen sich dem Reisen, den Naturgewalten und der Technik

Pariser Orchesterklang in Berlin

Überdies kommen die großen, in Paris ansässigen Orchester nach Berlin. Das Orchestre de Paris – Philharmonie spielt, neben Jean Sibelius’ fünfter Sinfonie, zwei Widmungen: Seine Trauermusik „Requies“ schrieb Luciano Berio für die verstorbene Sängerin Cathy Berberian, während Esa-Pekka Salonen sein Hornkonzert dem Solo-Hornisten der Berliner Philharmoniker auf den Leib schrieb (1.9.). Das Orchester Les Siècles unter Ustina Dubitsky stellt Hector Berlioz’ „Symphonie fantastique“ Beethovens Violinkonzert gegenüber (Solistin ist Isabelle Faust), während in einem weiteren Auftritt Pierre Boulez’ „Pli selon pli – Portrait de Mallarmé“ für sich steht (beide Veranstaltungen am 6.9.).

Das Orchestre des Champs-Élysées und das Collegium Vocale Gent interpretieren mit Philippe Herreweghe am Pult Luigi Cherubinis Requiem, dem Beethovens dritte Sinfonie vorangestellt ist (5.9.). Sein Debüt beim Musikfest Berlin geben das Vokalensemble Les Cris de Paris und sein Gründer Geoffrey Jourdain. In ihrem Gastspiel erforschen die Sängerinnen und Sänger die Spätrenaissance mit Madrigalen unter anderem von Carlo Gesualdo, Michelangelo Rossi, Nicola Vicentino und der Komponistin Francesca Verunelli (9.9.). Das Orchestre Philharmonique de Radio France und die Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla wiederum widmen sich dem Reisen, den Naturgewalten und der Technik mit Werken von Mikalojus Konstantinas Čiurlionis, Maurice Ravel – und von Luciano Berio, der 2025 hundert Jahre alt geworden wäre (2.9.).

Mit Cherubinis Requiem zu erleben: Collegium Vocale
Mit Cherubinis Requiem zu erleben: Collegium Vocale Gent

Berios wirkmächtiges Schaffen wird in mehreren Konzerten gewürdigt, darunter gleich am Eröffnungsabend mit dem Royal Concertgebouw Orchestra (30.8.). Das Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia unter seinem Musikdirektor Daniel Harding wird die „Sinfonia für acht Singstimmen und Orchester“ aufführen (7.9.), während das Konzerthausorchester Berlin die Märsche und Melodien aus „Eindrücke“ auf die sinfonischen Klangwelten von Gustav Mahlers Sechster treffen lässt (19.9.).

Jubilare aus Renaissance und Moderne

Aus der Renaissance stammt der älteste Jubilar des Festivals, nämlich Giovanni Pierluigi da Palestrina, der vor fünfhundert Jahren geboren wurde. Dessen berühmtestes Werk, die wegweisende Missa Papae Marcelli, war jahrhundertelang die Musik zur Papstkrönung und ist nun vom RIAS Kammerchor zu hören. Der kombiniert die Messe mit Chorgesängen von Arvo Pärt, der neunzig Jahre alt wird und einen modernen Kontrapunkt zu Palestrinas Festmusik bildet (11.9.). Auch Helmut Lachenmann begeht in diesem Jahr seinen neunzigsten Geburtstag und wird in gleich fünf Konzerten geehrt. Das Ensemble Modern, das bereits zahlreiche Stücke des gebürtigen Stuttgarters spielte, setzt dessen „Concertini“ in Bezug zu Unsuk Chins „Graffiti“ sowie zu „Himmel“ und „Vogue“ von Lisa Streich (3.9.). Der Name der Schwedin steht auch auf dem Programmzettel, wenn das EnsembleKollektiv Berlin Helmut Lachenmanns Vertonung von Texten Leonardo da Vincis zu Gehör bringt (7.9.).

Ausnahmepianist Pierre-Laurent Aimar
Ausnahmepianist Pierre-Laurent Aimar

Lachenmanns Meisterwerk „Ausklang“, eine inspirierende Studie über die Möglichkeiten der pianistischen Kunst, interpretieren Pierre-Laurent Aimard und das Rundfunkorchester Berlin unter der Leitung von Vladimir Jurowski (10.9.). Auch die Klangwelten des Horns lotete Helmut Lachenmann bereits aus in „My Melodies“, gespielt vom hr-Sinfonieorchester Frankfurt (14.9.). Die kammermusikalische Seite des Komponisten beleuchten Klarinettist Mark Simpson, Cellist Jean-Guihen Queyras sowie erneut Pianist Pierre-Laurent Aimard (18.9.).

Vielseitig und vielgestaltig

In diesem Jahr feiert die Kulturwelt außerdem den hundertsten Geburtstag von Pierre Boulez, einer der prägendsten und bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Drei große Konzerte spiegeln dessen Facettenreichtum wider. Bei eingangs erwähntem „Pli selon pli“, interpretiert von Les Siècles, handelt es sich um einen Meilenstein in der Entwicklung des Orchesterliedes, das der Komponist 37-jährig fertigstellte. In dieselbe Schaffensphase fällt die raumgreifende Tonschöpfung „Rituel“ für acht Orchestergruppen, die die Berliner Philharmoniker zur Aufführung bringen (12./13.9.). Die Kantate „Le soleil des eaux“ wiederum schrieb Boulez mit 22 Jahren. Zu hören ist das Werk vom Netherlands Radio Philharmonic Orchestra mit der Sopranistin Liv Redpath (31.8.).

Feiert den hundertsten Geburtstag von Pierre Boulez: Les Siècles
Feiert den hundertsten Geburtstag von Pierre Boulez: Les Siècles

Doch ist dies nur eine kleine Auswahl all jener Musikensembles, Komponistinnen und Komponisten, die das Musikfest Berlin mit Leben erfüllen. Es gibt noch weitere zahlreiche Neu- und Wiederentdeckungen zu erleben, etwa beim Gastspiel des Norrköping Symphony Orchestra, das mit der späten Uraufführung der wohl einzigen kubistischen Oper der Welt aufwartet: „Parabola and Circula“ des US-Amerikaners Marc Blitzstein aus dem Jahr 1929 (21.9.). Oder das Ensemble Senza Sforzando, das Neue Musik aus der Ukraine interpretiert (20.9.). Es wird vielseitig und vielgestaltig zur Saisoneröffnung in Berlin – eben ein richtiges „Musikfest“.

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