In „Moskau, Tscherjomuschki“ widmet sich Dmitri Schostakowitsch dem sowjetischen Alltag nach Stalins Tod. Ausgangspunkt ist die Vision moderner Neubauviertel, in denen junge Paare von einem besseren Leben träumen. Doch ihre Hoffnungen scheitern an Korruption, Bürokratie und absurden Hindernissen. Schostakowitsch nutzt die Operette nicht zur Verherrlichung des sozialistischen Regimes, sondern als satirischen Spiegel der Gesellschaft: Mit eingängigen Melodien, Anleihen aus Volksmusik, Jazz und Walzer, Zitaten aus Schlager und Klassik sowie ironischen Brechungen von Propagandahymnen entlarvt er die Kluft zwischen Ideal und Realität.
Das Werk entstand in einer Phase des „Tauwetters“ unter Nikita Chruschtschow, als die Verheißung von Wohnraum für alle politischen Rückenwind versprach. Statt Propaganda entstand jedoch ein musikalisches Feuerwerk voller Humor, Witz und Romantik, das bis heute durch Vielseitigkeit, satirische Schärfe und Melancholie fasziniert. Die Oper Graz zeigt das Werk in einer konzertanten Fassung. In der Hauptrolle ist Late-Night-Legende Harald Schmidt zu erleben, der mit dem Projekt ein weiteres Mal seiner Leidenschaft für Musiktheater nachkommt.



