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Bachwoche Ansbach 2019

Bach für alle

Seit 1947 lockt die Bachwoche Ansbach alljährlich mit namhaften Musikern die Fans des Thomaskantors ins Fränkische.

Bach mag in der ehemaligen Residenz der Kurfürsten von Brandenburg-Ansbach noch nicht mal auf einen Kaffee vorbeigekommen sein – wie einst Mozart nach Würzburg. Dennoch hat die altfränkische Stadt dem Thomaskantor einen zentralen Ort eingeräumt. Auf dem Martin-Luther-Platz, unweit der Kirchen St. Johannis und St. Gumbertus steht seit 2003 ein Denkmal – eine Aluminium-Säule mit überdimensioniertem Kapitell, auf die man sein Haupt gesetzt hat. Vielleicht ist dies der Grund, weshalb er so grimmig herabschaut, vielleicht aber auch der fatale Fehler, der dem Künstler Jürgen Goertz unterlief. Neben die Unterschrift Bachs setzte Goertz die Notenzeile B-A-C-H und vergaß dabei den Bassschlüssel und das b-Vorzeichen. Bachkundige Fußgänger rufen seitdem nur ein belustigtes „H-A-C-H“ aus, wenn sie an der Plastik vorbeikommen.

„Ein Komponist, der vielen wie eine Religion ist“

Es dürften viele davon nach Ansbach kommen, denn alle zwei Jahre findet hier im Sommer die renommierte Bachwoche statt. Gegründet wurde sie 1947 kurz nach dem Krieg. Bach stand, anders als Wagner, für die unbelastete deutsche Kultur. Und er war „ein Komponist, der vielen, wie Wagner auch, eine Religion ist“, meint Intendant Andreas Bomba, der seit 2006 das Festival führt. Auch für den seinerzeit mächtigsten Mann der Bundesrepublik, den legendären Bankier Hermann Josef Abs, den Mäzen ab der „Stunde Null“. Mit ihm kam der Geldadel, die Hochfinanz in das beschauliche Städtchen. Fabrikanten, Vorstände, Aufsichtsräte oder Politiker samt Gattinnen fanden sich beim Festival ein, darunter auch der einstige Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff, der immer wieder nach Ansbach pilgerte – auch wenn Ton Koopmanns historisch informierter Bach an der Orgel, wie es heißt, nicht immer seinen Geschmack traf.

Bachwoche Ansbach
Bachwoche Ansbach

Als es 2004 allerdings um die Wiederherstellung der historischen Wiegleb-Orgel in Sankt Gumbertus ging, waren im Nu 200.000 Euro zusammengetrommelt vom Verein der Freunde der Bachwoche Ansbach e. V., deren Vorstand seit Abs stets ein Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bank übernahm. Derzeit hat Jürgen Fitschen das Amt inne.

Bei Eintrittspreisen zwischen fünf und 85 Euro sind aber auch andere „Bachwöchner“, wie man sie hier nennt, willkommen: die Hausfrau aus Feuchtwangen oder die pensionierte Lehrerin aus Bielefeld. Auffallend sind die vielen geschäftig gescheitelten jungen Bankkaufleute im Anzug – wohl die Söhne und Enkel der Manager – die man bei anderen Bach-Konzerten so nie sieht.

Die Bachwoche Ansbach bietet „Bach aus allen Perspektiven“

„Ein feste Burg ist unser Bach“ konnte man auch 2017 in Ansbach zum 70-jährigen Jubiläum der Bachwoche singen. Rund 21 000 Besucher waren da. Doch die Deutsche Bank schwächelt, und Bankiers wie Abs gibt es nicht mehr. „Bach aus allen Perspektiven“ bietet die diesjährige Ausgabe mit fast vierzig Konzerten. Unter dem Motto „Avec plusieurs Instruments“ erklingen sämtliche Brandenburgische Konzerte, Kantaten mit dem Windsbacher Knabenchor unter Martin Lehmann und die Johannes-Passion mit der Gaechinger Cantorey unter Hans-Christoph Rademann in der Fassung von 1749. Arabella Steinbacher und Isabelle Faust kommen ebenso wie Simone Rubino mit der Marimba und das Klavierduo Tal & Groethuysen sowie Nils Mönkemeyer, Dorothee Oberlinger – unter vielen anderen.

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